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Notbremse für Blutungen

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Notbremse für Blutungen
Amerikanische Wissenschaftler haben eine Art flüssiges Pflaster entwickelt, das Blutungen innerhalb von Sekunden zum Stillstand bringt: Wird es auf eine blutende Wunde aufgetragen, bildet sich in weniger als 15 Sekunden ein Gel, das die Verletzung versiegelt und so die Blutung stoppt. Da das Material vom Körper leicht abgebaut werden kann, kann es auch während des Wundheilungsprozesses auf der Wunde bleiben und liefert dabei sogar Bausteine für die Gewebereparatur. Die Entwickler glauben, dass der flüssige Verband in Zukunft in der Notfallmedizin und bei Operationen zum Stillen unerwünschter Blutungen eingesetzt werden wird.

Die blutstillende Flüssigkeit besteht aus Eiweißfragmenten, so genannten Peptiden, die sich bei Kontakt mit einer Wunde zusammenlagern und eine Schutzbarriere im Nanoformat bilden. Dieser ungewöhnlichen Eigenschaft auf die Spur gekommen sind amerikanische Forscher dabei eigentlich durch Zufall: Sie waren dabei, einige Substanzen auf ihre Fähigkeit zu testen, Nervenschäden im Gehirn von Hamstern zu reparieren. Dabei bemerkten sie, dass einige der Kandidaten fast augenblicklich die während der Testoperation auftretenden Blutungen stoppten. Das funktionierte nicht nur auf dem Gehirngewebe, sondern auch an Leber, Haut, Darm und Rückenmark, zeigten anschließende Experimente an Hamstern und Ratten.

Die in dem Material enthaltenen Eiweißfragmente werden zumindest vom Körper der Nagetiere nicht als fremd erkannt, berichten die Forscher. Das hat den Vorteil, dass die Flüssigkeit im Gegensatz zu anderen biologischen Materialien keine Entzündung oder eine andere Reaktion des Immunsystems hervorruft. Auch kann der Flüssigverband auf nassen Oberflächen verwendet werden, was ihn optimal für den Einsatz während einer Operation oder auf größeren Wunden nach Unfällen macht. Besonders günstig ist in diesem Zusammenhang auch der automatische Abbau der Substanz: Sobald die Wunde zu heilen beginn, zersetzt der Körper die Proteinfragmente nach und nach in ihre Bausteine, die dann zum Wiederaufbau des beschädigten Gewebes genutzt werden können.

Der genaue Wirkmechanismus des Flüssigverbandes ist den Forschern allerdings bislang unklar. Sicher sei lediglich, dass er nicht über die Blutgerinnung wirke, denn dieser Prozess setzt frühestens nach 90 Sekunden und damit deutlich später ein, als die Wirkung des Gels eintritt. Nach Ansicht der Wissenschaftler hat das neue Material durchaus das Potenzial, herkömmliche Methoden zur Blutstillung wie das Anlegen von Druckverbänden, das Klammern, das Veröden oder das Einsetzen von Schwämmen zu ersetzen.

Rutledge Ellis-Behnke (Massachusetts Institute of Technology) et al.: Nanomedicine, Online-Vorabveröffentlichung vom 10. Oktober ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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