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Vampire im Kosmos

Astronomie|Physik

Vampire im Kosmos
Manche Sterne in Kugelsternhaufen saugen ihre Begleiter regelrecht aus und gewinnen dadurch ein jugendliches Aussehen zurück. Die kosmischen „Vampire“ entdeckten italienische Forscher im Kugelsternhafen 47 Tucanae mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte.

Kugelsternhaufen wie der 16.000 Lichtjahre entfernte Nebel 47 Tucanae bestehen in der Regel aus uralten Sternen. Astronomen wunderten sich daher, wieso einige Sterne in diesen Gebilden wesentlich jünger erscheinen. Sie vermuteten bislang, dass diese „blauen Nachzügler“ entweder durch die Kollision zweier Sterne entstehen oder dadurch, dass ein Stern Material von einem anderen Stern wegsaugt und sich selbst einverleibt.

Nun fanden die Astronomen um Francesco Ferraro Hinweise auf das zweite Szenario. Mit einem besonderen Instrument des Very Large Telescope waren sie in der Lage, die chemische Zusammensetzung von mehr als hundert Sternen im Zentrum von 47 Tucanae gleichzeitig zu vermessen. Dort liegen die Sterne sehr dicht gedrängt: Im Zentrum des Kugelsternhaufens, einem Würfel mit einer Kantenlänge von einem Lichtjahr, befinden sich 4.000 Sterne. Astronomen nehmen daher an, dass Kollisionen oder Fast-Zusammenstöße dort sehr häufig sind.

Die Forscher um Ferraro fanden nun heraus, dass sechs der 43 vermessenen „Nachzügler“ besonders wenig Kohlenstoff und Sauerstoff enthalten. Dies bestätigt das Vampir-Szenario: Nur wenn ein Stern einem anderen Material stiehlt, kann eine derartig ungewöhnliche Element-Verteilung entstehen. Wenn zwei Sterne dagegen verschmelzen, sollte sich die Häufigkeit der Elemente nicht ändern.

„Unsere Entdeckung ist ein wichtiger Schritt zur Lösung des Rätsels, wie die blauen Nachzügler in Kugelsternhaufen entstehen“, sagt Ferraro. Der Kugelsternhaufen 47 Tucanae misst 120 Lichtjahre im Durchmesser und besteht aus Sternen mit einer Gesamtmasse von einer Million Sonnen.

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Francesco Ferraro (Universität von Bologna) et al: Astrophysical Journal, Bd. 647, S. L53 Ute Kehse
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