Während alle bisher erzielten Kondensate aus Atomwolken bestanden, die auf eine Temperatur von nur einem Bruchteil eines Grades über dem absoluten Nullpunkt abgekühlt worden waren, haben Jacek Kasprzak und seine Kollegen von der ETH in Lausanne nun ein Bose-Einstein-Kondensat in einer quasi zweidimensionalen Schicht eines Festkörpers erzeugt. Die dem Kondensat zugrunde liegenden Teilchen bestanden dabei aus Elektron-Loch-Paaren, die für winzige Bruchteile einer Sekunde an die Photonen eines Laserstrahls gekoppelt waren und so genannte Quasiteilchen ausbildeten.
Da die Quasiteilchen im Vergleich zu Atomen eine viel geringere Masse aufwiesen, kam der Phasenübergang zu einem Bose-Einstein-Kondensat schon bei einer Temperatur von 19 Kelvin zu Stande. Sergej Demokritov und seine Kollegen von der Universität Münster gingen in ihrer Studie sogar noch einen Schritt weiter und stellten Bose-Einstein-Kondensate aus so genannten Magnonen her, magnetischen Elementaranregungen in einer Verbindung aus Yttrium-Eisen-Garnet. Die Forscher glauben, in ihrem Experiment die Kondensation von Magnonen bei Raumtemperatur beobachtet zu haben.
Diese beiden Arbeiten zeigen, dass die bisherige Definition eines Bose-Einstein-Kondensats wohl überarbeitet werden muss. Einige Fachkollegen glauben nämlich nicht, dass die in von den Forschern beobachteten makroskopischen Quantenzustände mit gewöhnlichen Bose-Einstein-Kondensaten verglichen werden können.