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Wo Europa gespalten ist

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Wo Europa gespalten ist
Die Bevölkerung Europas besitzt kein einheitliches Genprofil, sondern teilt sich in zwei große Gruppen. Das hat ein internationales Forscherteam beim Vergleich des Erbguts verschiedener Freiwilliger europäischer Herkunft entdeckt. Die eine Gruppe besitzt hauptsächlich Vorfahren aus nördlicheren Ländern wie England, Irland, Schweden und der Ukraine, während die andere eher von Griechen, Italienern, Portugiesen und Spaniern abstammt. Die Entdeckung sei besonders deswegen wichtig, weil eine unterschiedliche genetische Ausstattung bei der Suche nach den Ursachen genetischer Krankheiten berücksichtigt werden muss, erklären die Wissenschaftler.

In ihrer Studie untersuchten die Genetiker das Erbgut von 928 Freiwilligen, die entweder in Europa lebten oder deren Vorfahren aus Europa ausgewandert waren. Die Forscher interessierten sich dabei hauptsächlich für eine bestimmte Art von genetischen Veränderungen, so genannte SNPs. Dabei weicht ein Baustein an einer bestimmten Stelle im Erbgut eines Individuums von dem ab, der sich normalerweise an dieser Position befindet. Solche Variationen kommen sehr häufig vor und haben in den meisten Fällen keine negativen Konsequenzen.

Bei den Probanden, deren Vorfahren aus den Mittelmeerländern stammten, traten ungewöhnlich häufig die gleichen SNPs auf, zeigte die Analyse der Forscher. Auch bei den Testteilnehmern, deren Ahnen in West-, Mittel-, Nord- oder Osteuropa gelebt hatten, ähnelte sich das SNP-Muster stark. Zwischen den beiden Fraktionen unterschied sich die Verteilung der Veränderungen dagegen deutlich, wobei die Trennlinie der Gruppen etwa dort verlief, wo die Alpen und die Pyrenäen auch geografisch die europäische Bevölkerung trennen. Zwar sei schon in früheren Studien gezeigt worden, dass es einen Zusammenhang zwischen dem SNP-Muster und der Herkunft eines Menschen gibt, so die Forscher. Dabei waren jedoch lediglich vier große Gruppen identifiziert worden: eine asiatische, eine afrikanisch-ozeanische, eine amerikanische und eine kontinentaleuropäische. Dass sich diese noch in mindestens zwei Untergruppen gliedert, war bislang nicht bekannt.

Die Wissenschaftler halten die Entdeckung aus mehreren Gründen für wichtig. So könnten anhand der Verteilung der SNPs etwa die Völkerwanderungen der Vergangenheit nachvollzogen und möglicherweise sogar einige Streitpunkte geklärt werden, glauben sie. Noch entscheidender seien jedoch die Konsequenzen für die medizinische Forschung. Nur wenn die entscheidenden SNP-Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen bekannt seien, könne unterschieden werden, ob eine genetische Veränderung im Zusammenhang mit einer Krankheit steht oder nicht.

Michael Seldin (Universität von Kalifornien, Davis) et al.: PLoS Genetics, Bd. 2, Artikel e143 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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