Mediziner wollen in Zukunft Ermüdungsbrüche mithilfe einer Art Mini-Seismograph vorhersagen. Die aus der Erdbebenforschung stammende Technik soll helfen, Erschütterungen durch feine Risse im Knochen zu identifizieren, wie sie typischerweise den Ermüdungsbrüchen vorausgehen. Die Wissenschaftler aus den USA und Spanien wollen dazu ein tragbares Gerät entwickeln, das das Risiko für Ermüdungsbrüche bestimmt und dem Betroffenen so ermöglicht, rechtzeitig Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen zu können.
Die Dauerbeanspruchung von Knochen kann ab einem bestimmten Punkt zu einem spontanen Bruch führen. Solchen Ermüdungsbrüchen gehen feine Risse voraus, die im Knochengewebe winzige Erschütterungen auslösen, ähnlich wie bei einem Erdbeben. Die Vibrationen im Gewebe sind natürlich viel geringer, aber mit derzeit verfügbarer Technik durchaus messbar, sagt Ozan Akkus, der Leiter des Forscherteams an der Purdue-Universität in West Lafayette. Eine solche Technologie wird auch bereits eingesetzt, um beispielsweise die Stabilität von Brücken oder den Zustand von Rotorblättern bei Hubschraubern zu überprüfen, so Akkus.
Die vorhandene Technik zur Messung von Erschütterungen müssen die Forscher nur noch anpassen, um tragbare Geräte zur Untersuchung zu entwickeln, sagt Akkus. Diese Geräte könnten dann Personen schon frühzeitig vor weiterer Belastung warnen und die erfassten Daten Ärzten zugänglich machen. Die Forscher müssen jetzt vor allem noch lernen, zwischen ernsten und harmlosen Erschütterungen zu unterscheiden, um bestimmen zu können, wann Gefahr besteht und die Beanspruchung der Knochen eingestellt werden muss, sagt Akkus.
Besonders betroffen von Ermüdungsbrüchen sind Menschen mit hoher körperlicher Belastung wie Soldaten oder Sportler, aber auch Rennpferde. Gefährdet sind aber auch Menschen mit geringer Knochendichte, einer so genannten Osteoporose. Am häufigsten treten die spontanen Brüche an den Füßen, den Beinen und Hüftgelenken auf.
Mitteilung der Purdue-Universität, West Lafayette ddp/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg