Prionen zersetzen sich im Erdreich wohl doch schneller als bislang angenommen. Darauf deuten die Ergebnisse einer Studie hin, in der ein französisches Forscherteam den Boden rund um verwesende Schafskadaver untersucht hat. Dabei sammelte sich im Lauf der Zeit in der direkten Umgebung der verrottenden Überreste eine große Menge an Bodenmikroben an, die in der Lage waren, die infektiösen Prioneiweiße zu zersetzen. Damit sei es wahrscheinlich, dass ins Erdreich gelangte Prionen zumindest unter bestimmten Bedingungen relativ schnell unschädlich gemacht werden, schließen die Forscher.
Für ihre Studie vergruben die Wissenschaftler insgesamt 17 Lämmerkadaver, die frei von infektiösen Prionen waren, in drei verschiedenen Tiefen auf einem Stück Weideland. Nach verschiedenen Zeitspannen zwischen einem Monat und einem Jahr exhumierten die Forscher die Tiere und nahmen Proben des Erdreichs rund um die Kadaver. Die Analyse dieser Proben zeigte, dass sowohl die Anzahl als auch die Aktivität der Bodenbakterien unter den Tierleichen stark anstiegen, wobei die Geschwindigkeit des Wachstums von der Jahreszeit und der Lage des Kadavers abhingen. Als die Wissenschaftler die Fähigkeit der Mikroben, Eiweiße abzubauen, im Labor testeten, zeigte sich, dass die Bakterien selbst die ansonsten sehr widerstandsfähigen Prionproteine zersetzen konnten.
Zwar sind diese Ergebnisse noch kein direkter Beweis dafür, dass Prionen im Erdreich abgebaut werden. Sie zeigten jedoch, dass die Anwesenheit von verwesenden tierischen Bestandteilen ausreiche, um die Bakterienflora im Boden so zu verändern, dass sie zumindest theoretisch die Prionen unschädlich machen können, so die Forscher. Es müsse allerdings noch geklärt werden, ob dieser Vorgang in der freien Natur ähnlich verläuft, oder ob sich die Eiweißpartikel im Erdreich mit anderen Substanzen verbinden und dann schlechter abbaubar sind.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Hinweise darauf gegeben, dass sich Tiere über im Erdboden enthaltene Prionen mit BSE oder der Traberkrankheit Scrapie infiziert haben. Aus diesem Grund werden mittlerweile an BSE erkrankte Rinder nach ihrem Tod grundsätzlich verbrannt. Trotzdem stelle sich die Frage nach dem Überdauern der infektiösen Eiweiße im Erdreich immer wieder, da die Erreger etwa auch über Fäkalien oder die Plazenta während einer Geburt auf den Erdboden gelangen können, so die Forscher. Auch werden zum Beispiel die Kadaver von mit Scrapie infizierten Schafen nicht immer verbrannt, sondern zum Teil einfach in der Natur liegengelassen.
Agnès Richaume (Universität Lyon 1) et al.: Environmental Science & Technology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1021/es060943h ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel