Jetzt scheinen Clive Finlayson und sein internationales Team tatsächlich die letzte Zufluchtstätte der Frühmenschen am Mittelmeer entdeckt zu haben: die Gorham-Höhle auf Gibraltar. Dort waren schon vor mehr als fünfzig Jahren Steinwerkzeuge einer Machart entdeckt worden, die nach heutigem Wissensstand ausschließlich von Neandertalern gefertigt wurde. Während diese ersten Funde ein Alter von mindestens 32.000 Jahren hatten, sind die neuen Artefakte nach der Datierung der Forscher 2.000 bis 8.000 Jahre jünger und damit die jüngsten Hinweise auf Neandertaler, die bisher entdeckt wurden.
Sollten sich diese Zahlen bestätigen, hätten Neandertaler und die frühen modernen Menschen Europa sehr viel länger gleichzeitig bewohnt als die bislang vermuteten 2.000 bis 6.000 Jahre, kommentieren die Forscher. Die Neandertaler profitierten dabei wahrscheinlich von der Lage der Höhle: Sie bot ihnen Zugang zu einer reichen Nahrungsvielfalt in Form von Pflanzen und Tieren, da die Stelle sowohl von sandigen Ebenen als auch von Wäldern, Feuchtgebieten und Küstenstreifen umgeben war. In einer solchen Umgebung könnten die Neandertaler daher länger überlebt haben als in den immer unwirtlicheren Gebieten Mitteleuropas. Dort herrschte nicht nur eine klimatisch bedingte Nahrungsknappheit, sondern auch ein starker Konkurrenzdruck durch die eingewanderten modernen Menschen.