Damhirschkühe können ihre Jungtiere nicht am Ruf erkennen ? im Gegensatz zu Rentieren oder Schafen. Das haben Schweizer Wissenschaftler herausgefunden. Verantwortlich für den Unterschied der Erkennungsmechanismen zwischen Jungtieren und ihren Eltern seien wohl unterschiedliche Umweltbedingungen.
Neugeborene
Damhirsche sind in den ersten vier Monaten auf elterliche Pflege angewiesen. Die Mütter sind aber jeweils nur kurz bei ihren Jungen anzutreffen, dann nämlich, wenn sie sie säugen. Die meiste Zeit liegen die Kälber allein im hohen Gras und verstecken sich vor Raubtieren. In ihrer Arbeit stellten die Wissenschaftler um Marco Torriani von der ETH Zürich nun aber fest, dass beim Damwild nur die ausgewachsenen Weibchen unverwechselbare Rufe besitzen. So können die Kälber zwar ihre Mutter von anderen Weibchen unterscheiden, den Müttern ist es aber nicht möglich, ihre eigenen Jungtiere an deren Ruf zu erkennen.
Untersuchungen an Schafen und Rentieren hatten hingegen ergeben, dass sich die Mütter und ihre Nachkommen gegenseitig an den Kontaktrufen erkennen. Laut den Forschern sind diese verschiedenen Beobachtungen auf die unterschiedlichen Umweltbedingungen zurückzuführen, denen die Tiere ausgesetzt sind. Während Rentiere und Schafe eher in offenen Lebensräumen ohne schützende Vegetation lebten, hatten sich die Erkennungsmechanismen des Damwildes wohl in solchen Habitaten entwickelt, in denen die Kälber genügend Schutz fanden, erklärt Torriani.
Marco Torriani (ETH Zürich) et al.: The American Naturalist Bd. 168, S. 412 ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi