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Gefahr von oben

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Gefahr von oben
Die Vorfahren des modernen Menschen wurden auch Opfer von Greifvögeln. Das vermuten Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien, die Überreste der Beutetiere heute lebender Kronenadler mit einem 2,5 Millionen Jahre alten Kinderschädel des Vormenschen Australopithecus verglichen hatten. Die Knochen wiesen ähnliche Schrammen und Einstichstellen auf. Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass dieses so genannte Taung-Kind von Raubkatzen getötet worden war.

Im Jahr 1924 hatten Wissenschafter in einer Höhle in Südafrika den Schädel des etwa dreieinhalb Jahre alten Taung-Kindes entdeckt. Forscher schlossen bisher aus, dass das Kind nicht von einer Raubkatze, sondern von einem Greifvogel getötet worden war: Vögel hätten nicht genug Kraft gehabt, das etwa zwölf Kilogramm schwere Kind in die Luft zu heben. Laut McGraw sei dies jedoch kein Argument, denn Adler jagen nicht wie Raubkatzen, sondern töten und zerlegen ihre Beute rasch und nehmen dann einzelne Stücke mit in ihren Horst.

Der Anthropologe hat in seiner Arbeit nun 669 Primatenknochen untersucht, die er unter 16 verschiedenen Nestern von Kronenadlern im Tai-Nationalpark in der Elfenbeinküste gefunden hatte. Dass ein Drittel der Knochen von größeren, bis elf Kilogramm schweren Affen stammte und die Mehrheit davon wohl von Mangaben, erstaunte McGraw. Schließlich sind diese Primaten relativ selten und leben hauptsächlich am Boden, wo sie für die rund fünf Kilogramm schweren Adler schwer anzugreifen sind. Diese Beobachtung lege jedoch nahe, so der Forscher, dass Raubvögel in der Größe von Kronenadlern durchaus in der Lage seien, einen jungen Menschenaffen zu töten.

Die Knochen der Mangaben wiesen denn auch tatsächlich ähnliche Einstichstellen und Kratzer auf wie der Schädel des Taung-Kindes. Löcher in den Augenhöhlen und an der Schädelbasis weisen darauf hin, dass die Vögel mit ihren Schnäbeln oder Krallen den Knochen durchstechen, um an das weiche Gewebe zu gelangen. Außerdem trennten die Tiere die Enden vieler hinteren Gliedmaßen ab, wohl um an das Knochenmark zu gelangen. Laut McGraw lassen diese Beobachtungen vermuten, dass Greifvögel die Evolution der Menschenaffen entscheidend beeinflussten. Zahlreiche Sammlungen von Primatenfossilien sollten daher nochmals nach Wunden durchgesehen werden, die von Greifvögeln stammen könnten, sagt der Anthropologe.

Scott McGraw (Staatsuniversität von Ohio, Columbus) et al.: American Journal of Physical Anthropology, Bd. 131, S. 151 ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi
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