Der Anthropologe hat in seiner Arbeit nun 669 Primatenknochen untersucht, die er unter 16 verschiedenen Nestern von Kronenadlern im Tai-Nationalpark in der Elfenbeinküste gefunden hatte. Dass ein Drittel der Knochen von größeren, bis elf Kilogramm schweren Affen stammte und die Mehrheit davon wohl von Mangaben, erstaunte McGraw. Schließlich sind diese Primaten relativ selten und leben hauptsächlich am Boden, wo sie für die rund fünf Kilogramm schweren Adler schwer anzugreifen sind. Diese Beobachtung lege jedoch nahe, so der Forscher, dass Raubvögel in der Größe von Kronenadlern durchaus in der Lage seien, einen jungen Menschenaffen zu töten.
Die Knochen der Mangaben wiesen denn auch tatsächlich ähnliche Einstichstellen und Kratzer auf wie der Schädel des Taung-Kindes. Löcher in den Augenhöhlen und an der Schädelbasis weisen darauf hin, dass die Vögel mit ihren Schnäbeln oder Krallen den Knochen durchstechen, um an das weiche Gewebe zu gelangen. Außerdem trennten die Tiere die Enden vieler hinteren Gliedmaßen ab, wohl um an das Knochenmark zu gelangen. Laut McGraw lassen diese Beobachtungen vermuten, dass Greifvögel die Evolution der Menschenaffen entscheidend beeinflussten. Zahlreiche Sammlungen von Primatenfossilien sollten daher nochmals nach Wunden durchgesehen werden, die von Greifvögeln stammen könnten, sagt der Anthropologe.