Programme zur Behandlung von HIV-Positiven und Aidskranken in Afrika südlich der Sahara können ähnliche Erfolge erzielen wie die Aidstherapie in westlichen Industrieländern. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam aus Sambia, Großbritannien und den USA. Die Wissenschaftler hatten den Krankheitsverlauf von mehr als 16.000 Patienten untersucht, die an einem vom sambischen Gesundheitsministerium geleiteten Programm teilnahmen.
Das rund 11,5 Millionen Einwohner zählende Sambia gehört zu den am stärksten von Aids betroffenen Ländern auf der Welt. Ungefähr 16 Prozent der Erwachsenen sind mit dem HI-Virus infiziert. Im Jahr 2003 starben mehr als 90.000 Sambier an den Folgen ihrer Krankheit. Bislang hatten nur die Reichsten Zugang zu einer antiretroviralen Therapie gegen eine HIV-Infektion. Im Jahr 2002 entschloss sich das sambische Gesundheitsministerium, möglichst allen Bewohnern Zugang zur Behandlung ermöglichen. Sie startete in zwei der größten Krankenhäuser des Landes ein Programm, bei dem alle Patienten ohne Bezahlung mit Medikamenten gegen die Krankheit behandelt wurden. Auch die Laboruntersuchungen waren fortan gratis. In den folgenden dreieinhalb Jahren wurde das Programm auf 18 weitere Kliniken und Gesundheitszentren ausgeweitet.
„Zu Beginn des Programms bestand eine große Unsicherheit darüber, ob die komplizierte und lang dauernde HIV-Behandlung an einem Ort durchgeführt werden kann, wo so wenige Ärzte und technische Hilfsmittel zur Verfügung stehen“, schreiben Jeffrey Stringer vom Zentrum für Infektionskrankheiten in Lusaka und seine Kollegen. Die Forscher beobachteten in ihrer Studie daher den Therapieverlauf bei den rund 16.000 Patienten und erfassten unter anderem die Anzahl der so genannten CD4-Zellen. Diese spiegelt den Zustand des Immunsystems wider: Je weniger CD4-Zellen vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein mit HIV infizierter Patient an zusätzlichen Infektionen erkrankt.
Hier zeigte sich bei den sambischen Patienten ein ähnlicher Therapieverlauf wie in Kliniken westlicher Industrieländer, ergab die Auswertung. Auch die Sterberate in den ersten 90 Tagen nach Behandlungsbeginn war vergleichbar mit der entwickelter Länder. Lediglich bei 861 der 11.714 gefährdeten Patienten schlug die Therapie fehl. Die Forscher folgern aus ihren Erkenntnissen, dass solche Programme zur Behandlung von HIV-Infizierten und Aids-Patienten auch in anderen Ländern Afrikas südlich der Sahara erfolgreich sein können.
Jeffrey Stringer (Zentrum für Infektionskrankheiten in Lusaka) et al.: JAMA(Bd. 296, S. 782). ddp/wde ? Katharina Schöbi