Ein internationales Forscherteam ist einer ansteckenden Form von Krebs bei Hunden auf die Spur gekommen. Die Tumorzellen beim so genannten Sticker-Sarkom stammen nicht von den eigenen Körperzellen der erkrankten Tiere ab, sondern von einem Wolf, der vor 200 bis 2.500 Jahren lebte. Krebsgewebe aus diesem Tier wurde seither wie ein Parasit von Opfer zu Opfer übertragen und hat sich so über die ganze Welt verbreitet. Bisher waren nur Krebsarten bekannt, deren Tumorzellen sich aus körpereigenem Gewebe bilden.
Beim Sticker-Sarkom bilden sich an den Geschlechtsorganen der Hunde Tumoren. Diese Erkrankung wird vor allem bei der Paarung von Hund zu Hund übertragen. Zwar ist bekannt, dass manchen Krebsarten durch übertragbare Viren ausgelöst werden können. Im Fall des Sticker-Sarkoms zweifeln Forscher jedoch schon länger an einem solchen Ansteckungsweg über Viren.
Gewissheit brachten nun die Forscher mithilfe von Genanalysen: Sie verglichen das Erbmaterial des Krebsgewebes von vierzig erkrankten Hunden miteinander und fanden heraus, dass dieses genetisch identisch war. Die Krebszellen stammten ursprünglich von einem einzigen Wolf, ergaben weitere Untersuchungen. Im übertragenen Sinne hat also ein Stück dieses Wolfes die Jahrhunderte überdauert.
Die Krebszellen haben eine Strategie entwickelt, das Immunsystem der Hunde zu überlisten, andernfalls würde das fremde Gewebe sofort abgestoßen werden, sagen die Forscher. Ihrer Ansicht nach beschreiben die neuen Erkenntnisse nicht nur ein kurioses Phänomen in der Natur. Die besonderen Eigenschaften der Krebszellen des Sticker-Sarkoms können vielmehr auch Einblicke in die Immunreaktion des Körpers auf Tumorzellen liefern.
Claudio Murgia (University College, London) et al.: Cell, Bd. 126, S. 477 ddp/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg