Flachwasserschnecken, die kleiner als 12 Millimeter sind, haben eher größere Verwandte in der Tiefsee, fanden die Forscher beim Vergleich von Tieren heraus, die unter oder über zweihundert Metern Tiefe leben. Sind die Schnecken größer als 20 Millimeter, gilt dagegen das Umgekehrte: Die Verwandten in der Tiefsee sind kleiner. Offensichtlich nehmen die Schnecken in der Tiefsee eine mittlere Größe an, sagt McClain. Dadurch seien die Tiere an den sehr speziellen Lebensraum am besten angepasst.
Bei den Meeresschnecken könnte nämlich ein begrenztes Nahrungsangebot in der Tiefsee bewirkt haben, dass große Schnecken kleiner geworden sind. Auf der anderen Seite müssen die Schnecken in großer Tiefe längere Strecken zurücklegen, da die Nahrung hier spärlicher verteilt ist. Dabei könnte für sehr kleine Schnecken eine Vergrößerung von Vorteil gewesen sein. Ob die neue “Tiefsee-Regel” auch für andere Meerestiere gilt, will die Forschergruppe um McClain nun an Muscheln und Tintenfischen untersuchen.
Was die Meeresbiologen bei den Schnecken entdeckt haben, könnte bei Landtieren ganz ähnliche Gründe haben. Manche Inselbewohner müssen auf schmalem Raum um weniger Beutetiere kämpfen, so dass eine geringere Größe von Vorteil ist. So lebte auf den Channel-Inseln vor Südkalifornien ein Mammut, das nur ein Zehntel so groß war wie seine Verwandten auf dem Festland. Umgekehrt haben einige Tiere auf einer Insel weniger natürliche Feinde und weniger Nahrungs-Konkurrenten. Daher konnten sie an Größe zunehmen, wie beispielsweise eine Spitzmausart in der Karibik, die Körperlängen von bis zu dreißig Zentimetern erreichte.