Amerikanische Wissenschaftler haben ein System entwickelt, das die Auswertung von Bilddatenbanken beispielsweise bei der Polizei auf das zehnfache beschleunigen soll. Stößt der Polizeibeamte beim Durchblättern einer Bilddatenbank auf ein möglicherweise interessantes Bild, registriert das Gerät in Sekundenbruchteilen markante elektrische Impulse des Gehirns. Damit ist das System viel schneller, als wenn der Polizist die Bilder beispielsweise per Mausklick markieren muss.
Das „C3Vision“ genannte System misst mittels
Elektro-Enzephalographie (EEG) die Aktivität des Gehirns über am Kopf angebrachte Elektroden. Die Software zur Auswertung spürt in den Messwerten so genannte P300-Signale auf. Diese Wellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ungefähr 300 Millisekunden nach einem markanten Reiz auftreten. Ein solcher Reiz kann etwa darin bestehen, dass unter einer Reihe von Portraits das Gesicht eines gesuchten Verbrechers auftaucht.
In ihren Tests zeigten die Wissenschaftler um Paul Sajda von der Columbia-Universität Freiwilligen jeweils eine Zehntelsekunde lang 5.000 Bilder. Die Probanden hatten darunter die wenigen Bilder ausfindig zu machen, die Menschen zeigten. Dabei erwies sich das System als sehr viel schneller und genauer im Vergleich zum herkömmlichen Vorgehen, bei dem die Probanden jedes Bild einzeln auswählen müssen.
Allerdings produzierte das System immer wieder falsch positive Ergebnisse: Waren die Probanden von irgendetwas auf den Bildern besonders fasziniert, reagierte ihr Gehirn mit P300-Signalen, auch wenn es sich nicht um die Aufnahme eines Menschen handelte. Die Entwickler wollen das System nun vor allem einsetzen, in kurzer Zeit aus einer Fülle von Bildern eine Vorauswahl der Motive zu treffen, die nochmals näher betrachtet werden sollen.
New Scientist (8. Juli, S. 30) ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald