Das Hubble-Weltraumteleskop ist teilweise erblindet: Seine Hauptkamera hat sich aus bislang noch unbekannter Ursache abgeschaltet. Forscher und Ingenieure der Nasa arbeiten nun fieberhaft an der Fehlersuche, um die so genannte Advanced Camera for Surveys (ACS) wieder flott zu machen. Die Bilder von ACS zeigten die Planeten aus unserem Sonnensystem, Sterne und Galaxien im Universum in einer für die Forscher wie für die Öffentlichkeit gleichermaßen faszinierenden Auflösung.
Die Forscher müssen von zwei Fehlerquellen ausgehen: Die Kamera könnte sich aus Sicherheitsgründen wegen eines Softwarefehlers oder durch einen Schaden in der Hardware ausgeschaltet haben. So wäre es möglich, dass geladene Teilchen der kosmischen Strahlung die elektronischen Schaltkreise zerstört haben. Für beide Fälle sind die Experten jedoch zuversichtlich, das Instrument aus dem Tiefschlaf wieder zurückzuholen, etwa durch einen Neustart der Steuersoftware oder durch Einschalten der Ersatzschaltkreise.
Dennoch sind die Wissenschaftler nervös: Seit dem Einbau der Kamera ins Weltraumteleskop während einer Space-Shuttle-Mission im Jahr 2002 wurden die Ersatzschaltkreise noch nicht ausgetestet. Ersatz für die ganze Kamera ist zwar für eine Reparaturmission im Jahr 2007 eingeplant. Doch ob der Zeitplan eingehalten werden kann, hängt davon ab, wie erfolgreich die ab 1. Juli dieses Jahres neu einsetzenden Shuttle-Flüge verlaufen. Verzögerungen wären nicht ungewöhnlich. Ohnehin steht die Zukunft des Hubbleprogramms in den Sternen, da die amerikanische Weltraumbehörde Nasa auf Drängen von Präsident George W. Bush die bemannte Raumfahrt in den Vordergrund rücken soll.
Science, Onlinedienst (22. Juni 2006) ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer