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Das beruhigende Geheimnis des Rotweins

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Das beruhigende Geheimnis des Rotweins
Italienische Forscher haben möglicherweise entdeckt, warum ein Glas Rotwein am Abend so angenehm entspannend wirkt: Einige der beliebtesten Rotweintrauben enthalten in ihren Schalen das Schlafhormon Melatonin, konnten die Botaniker zeigen. Besonders die Arten Nebbiolo, Croatina, Cabernet Sauvignon und Sangiovese, eine der Haupttrauben des Chianti, waren reich an Melatonin. Sollte sich bestätigen, dass das Hormon auch noch nach dem Keltern im fertigen Wein vorhanden ist, wäre Rotwein sogar noch gesünder als bislang angenommen: Melatonin reguliert nämlich nicht nur den Schlaf- und Wachzyklus, sondern kann genau wie die anderen im Rotwein enthaltenen Antioxidantien auch die berüchtigten freien Radikale unschädlich machen.

Lange Zeit glaubten Forscher, das auch als „Jetlag-Hormon“ bekannte Melatonin werde ausschließlich in der Zirbeldrüse von Wirbeltieren produziert. Mittlerweile konnte das Hormon jedoch auch bei Bakterien, verschiedenen Einzellern, Pilzen, einigen wirbellosen Tieren und einer ganzen Reihe von Pflanzen nachgewiesen werden. Seine Hauptfunktion scheint in allen Organismen etwa die gleiche zu sein: Es reguliert die Stoffwechselprozesse, die einem Tag-Nacht-Rhythmus folgen. Bei Tieren ist das beispielsweise der Schlaf, bei Pflanzen unter anderem der Zeitpunkt des Blühens.

Da Melatonin neben seiner hormonellen Funktion auch als Antioxidans wirken und schädliche freien Radikale unschädlich machen kann, suchen Forscher bereits seit längerer Zeit nach melatoninhaltigen essbaren Pflanzen. Fündig wurden sie bereits bei verschiedenen Kräutern, Samen und Früchten. Auch die Schalen einiger roter Traubenarten enthalten das Hormon, konnten die Forscher um Marcello Iriti nun zeigen. Allerdings ist der Melatoningehalt vor allem im Vergleich zu einigen Heilpflanzen hier eher gering: Während Johanniskraut beispielsweise bis zu vier Mikrogramm Melatonin pro Gramm enthält, kommen die Traubenschalen gerade auf ein tausendstel Mikrogramm pro Gramm. Trotzdem glauben Iriti und seine Kollegen, dass diese Menge für einen gesundheitsfördernden und beruhigenden Effekt ausreicht. Sie wollen nun prüfen, ob das Hormon die Bearbeitung beim Keltern übersteht und auch im Rotwein selbst noch nachweisbar ist.

Andere Forscher sind jedoch skeptisch. Es sei nicht sicher, dass Iriti und seine Kollegen tatsächlich Melatonin gefunden hätten, gibt beispielsweise der Hirnforscher Richard Wurtman vom Massachusetts Institute of Technology in einem Kommentar im Magazin Chemistry & Industry zu bedenken. Die verwendeten Methoden seien nicht zuverlässig genug und die Ergebnisse müssten zuerst mit anderen Verfahren reproduziert und bestätigt werden.

Marcello Iriti (Universität Mailand) et al.: Journal of the Science of Food and Agriculture, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1002/jsfa.2537 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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