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Warum HIV krank macht

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Warum HIV krank macht
Das HI-Virus verdankt seine Aggressivität einer Art evolutionärem Unfall, hat ein internationales Forscherteam beim Vergleich von 30 HIV-Verwandten entdeckt. Demnach besaß die ursprüngliche Variante des Erregers die Fähigkeit, das Immunsystem infizierter Affen während einer Infektion unter Kontrolle zu halten. Auf diese Weise konnten sich die Viren zwar im Blut der Tiere vermehren, machten sie aber nicht krank. Diese Fähigkeit ging jedoch während der Weiterentwicklung der Erreger bei einem der direkten Vorläufer von HIV verloren. Die Folge: Die veränderten Viren schafften es nicht mehr, das Immunsystem im Zaum zu halten und verursachen stattdessen die überschießende Reaktion, die schließlich zum Versagen der Körperabwehr und damit dem Krankheitsbild von Aids führt.

Beim Menschen führt eine Infektion mit HIV-1, der weltweit verbreiteten Form des Erregers, praktisch immer zu einem Versagen des Immunsystems und damit dem tödlichen Krankheitsbild Aids. Hingegen treten bei den meisten mit dem Affen-Pendant SIV infizierten Primaten keinerlei Symptome auf. Lediglich Schimpansen und einige wenige andere Affenarten, deren SIV-Varianten eng verwandt mit HIV sind, entwickeln eine mit Aids vergleichbare Krankheit. Worin sich die krankmachenden und die harmlosen Virustypen genau unterscheiden, war trotz intensiver Forschung bislang jedoch unklar. Bekannt war nur, dass es bei den krankmachenden Varianten zu einer extrem starken Immunreaktion kommt, die bei den harmlosen Viren ausbleibt.

Hauptverantwortlich dafür ist ein Protein namens Nef, konnten der Ulmer Virologe Michael Schindler und seine Kollegen nun zeigen: Die Nef-Varianten der harmlosen Affenviren sorgen dafür, dass die so genannten T-Zellen des Immunsystems nur sehr schwach auf die Infektion reagieren. Die Proteine wirken demnach ähnlich wie ein Widerstandsregler, der die Aktivität der T-Zellen so reguliert, dass genügend für die weitere Vermehrung der Viren zur Verfügung stehen, jedoch nicht so viele vorhanden sind, dass es zu einer starken Immunreaktion kommt. Genau diese Fähigkeit fehlt den Nef-Varianten von HIV und seinen krankmachenden Verwandten ? ein Mangel, der wahrscheinlich die stärkere Aggressivität dieser Erreger erklärt, so die Forscher.

Diese Vermutung werde auch dadurch gestützt, dass Infektionen mit SI-Viren mit intakter Nef-Funktion in der Natur mehr als zwanzigmal häufiger vorkommen als die mit der veränderten Variante. Die entscheidende Veränderung muss nach Ansicht der Forscher demnach bei einem direkten Vorläufer des Schimpansenvirus stattgefunden haben, da auch die Schimpansenvariante von Nef keine Kontrollfunktion mehr besitzt. Die Wissenschaftler hoffen nun, auf der Basis ihrer Entdeckung neue Ansätze für eine Impfung oder eine Therapie gegen Aids entwickeln zu können.

Michael Schindler, Jan Münch (Universitätsklinik Ulm) et al.: Cell, Bd. 125, S. 1055 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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