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Was "Schatz, ich hab Migräne…" tatsächlich bedeutet

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Was "Schatz, ich hab Migräne…" tatsächlich bedeutet
Entgegen einem weitverbreiteten Klischee vermindert Migräne nicht die Lust auf Sex, sondern verstärkt sie sogar: Amerikanische Wissenschaftler haben in einer kleinen Studie entdeckt, dass das sexuelle Verlangen bei Migränepatienten deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Menschen, die regelmäßig unter anderen Arten von Kopfschmerzen leiden. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich der Einfluss des Gehirnbotenstoffs Serotonin, dem sowohl bei der Steuerung der Libido als auch bei der Entstehung von Migräne eine Schlüsselrolle zugeschrieben wird.

„Schatz, heute nicht, ich habe Migräne“ ist eine mittlerweile schon klischeehafte Ausrede, um sexuelle Aktivitäten zu vermeiden. Der tatsächliche Zusammenhang zwischen den chronischen Kopfschmerzen und dem sexuellen Verlangen ist allerdings deutlich vielschichtiger, haben bereits mehrere Studien gezeigt. Bei einigen Patienten können sexuelle Kontakte beispielsweise Migräneanfälle auslösen, während andere von einer Besserung ihrer Beschwerden durch Geschlechtsverkehr berichteten. Vieles spricht dafür, dass dieser Zusammenhang durch den Gehirnbotenstoff Serotonin vermittelt wird. So haben Migränepatienten häufig ungewöhnlich niedrige Serotoninspiegel. Gleichzeitig wurde ein erhöhter Serotoninspiegel, wie er beispielsweise nach einer Behandlung mit Antidepressiva entsteht, mit vermindertem sexuellem Verlangen in Verbindung gebracht.

Demnach müsste die Lust auf Sex bei Migränepatienten eher stärker ausgeprägt sein, vermuteten Timothy Houle und seine Kollegen. Um zu überprüfen, ob sich dieser Zusammenhang direkt nachweisen lässt, untersuchten Houle und seine Kollegen 68 Freiwillige, die mindestens zehn Mal im Jahr unter Kopfschmerzen litten. Je nachdem, ob es sich dabei hauptsächlich um Migräne oder um Spannungskopfschmerzen handelte, wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Außerdem sollte jeder Teilnehmer in einem Fragebogen Angaben über Stärke und Häufigkeit seines sexuellen Verlangens machen.

Die Probanden in der Migräne-Gruppe berichteten tatsächlich über ein stärkeres sexuelles Verlangen als die Angehörigen der anderen Gruppe, zeigte die Auswertung. Dieser Unterschied schien den Migränepatienten auch bewusst zu sein, kommentiert Studienleiter Houle: Sie stuften ihre Libido als höher ein als die ihrer Alters- und Geschlechtsgenossen. Obwohl die Studiengruppe mit ihrem geringen Durchschnittsalter von 24 Jahren und der mäßigen Gruppengröße keine allgemeingültigen Aussagen zulasse, deuteten die Ergebnisse doch auf einen direkten Zusammenhang zwischen Libido und Migräne hin, schreiben die Forscher. Sie erhoffen sich von den Ergebnissen neue Erkenntnisse über die Ursache von Migräne und anderen Erkrankungen wie Depressionen, die ebenfalls vom Serotoninspiegel beeinflusst werden.

Timothy Houle (Wake-Forest-Universität, Winston-Salem) et al.: Headache, Bd. 46, S. 983 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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