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Comeback auf 750 Beinen

Erde|Umwelt

Comeback auf 750 Beinen
Fast 80 Jahre nach der ersten und bisher einzigen Beobachtung ist der Rekordhalter unter den Tausendfüßern wieder aufgetaucht: Amerikanische Biologen haben in Kalifornien 12 Vertreter der extrem seltenen Art Illacme plenipes entdeckt, die mit bis zu 750 Beinen am nächsten von allen Tausendfüßern an die namensgebenden tausend Füße herankommt. Die drei nun aufgetauchten Weibchen liegen mit 662 bis 666 Beinen zwar unter dem Rekord, schlagen ihre männlichen Artgenossen mit ihren 318 bis 402 Beinen jedoch um Längen. Auch bei der Körpergröße liegen die Weibchen mit bis zu 3,3 Zentimetern deutlich vor den maximal 1,6 Zentimeter langen Männchen.

Keine einzige der bisher mehr als 10.000 bekannten Tausendfüßerarten hat tatsächlich tausend Füße. Daher gilt I. plenipes seit der Entdeckung eines Exemplars mit 752 Beinen im Jahr 1926 als Rekordhalter, auch wenn seitdem kein einziges weiteres Individuum beobachtet werden konnte. Die zwölf nun von Paul Marek und Jason Bond entdeckten Vertreter von I. plenipes ? vier Männchen, drei Weibchen und fünf Heranwachsende ? ermöglichen es daher erstmals, die Art genauer zu charakterisieren.

Besonders auffällig sind die großen Unterschiede bei der Körperlänge, schreiben die Forscher: Die Weibchen maßen zwischen 32,4 und 33,2 Millimeter und besaßen 170 Körpersegmente, während es die Männchen auf 14,4 bis 16,2 Millimeter und 84 bis 105 Segmente brachten. Das liege daran, dass die Tiere im Lauf ihres Lebens immer wieder Segmente und damit auch Beinpaare an ihren Körper anbauen und er sich so kontinuierlich verlängert, so die Forscher. Die Breite war dagegen mit gut einem halben Millimeter bei allen Exemplaren ungefähr gleich gering.

Auch das Äußere der Tiere überraschte die Wissenschaftler: Während es auf den ersten Blick recht einfach und schmucklos erschien, tauchten unter dem Elektronenmikroskop aufwändig verzierte Strukturen an der Oberfläche des Außenskeletts auf. So war jedes Körpersegment mit zahlreichen winzigen Härchen, so genannten Setae, bedeckt, die zum Teil eine seidenartige Substanz absondern. Die Hinterkante der Rückenplatten und einige Körperöffnungen zeigten zusätzlich bizarre stachelartige Verzierungen.

Am meisten beeindruckt waren die Wissenschaftler jedoch von den männlichen Geschlechtsteilen. Es handele sich dabei um zwei modifizierte Beinpaare, von denen sich das hintere gabelt, so die Forscher. Die beiden Verzweigungen seien zusätzlich mit einer behaarten Spitze ausgestattet und erinnerten daher an Vogelkrallen.

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Das unerwartete Auftauchen von I. plenipes lässt die Forscher nun hoffen, dass in Zukunft auch noch weitere ungewöhnliche Vertreter der Tausendfüßer gefunden werden könnten. Solche Funde könnten helfen, die bislang nur sehr lückenhaft bekannte Evolution dieser sehr alten Klasse der Gliederfüßer besser zu verstehen.

Paul Marek und Jason Bond (East Carolina University, Greenville): Nature, Bd. 441, S. 707 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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