Zigarettenrauch hat einen stärkeren Einfluss auf die Knochendichte als bislang angenommen: Er vermindert nicht nur bei älteren Frauen die Knochenstabilität, sondern auch schon bei jungen Männern ab einem Alter von 18 Jahren. Selbst Passivrauchen schwächt die Knochenstruktur messbar und erhöht somit das Risiko für Knochenbrüche. Zu diesem Fazit kommen schwedische und chinesische Forscher nach der Auswertung von drei Studien, in denen sie den Zusammenhang zwischen der Knochendichte und dem Rauchverhalten bei insgesamt mehr als 16.000 Männern und Frauen untersuchten.
In Deutschland erkranken etwa 20 bis 40 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren am so genannten Knochenschwund, der
Osteoporose. Dabei handelt es sich um eine Abnahme der Knochenmasse und eine damit einhergehende Instabilität des Skeletts, die durch ein Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau entsteht. Die Folgen sind schmerzhafte Verformungen der Knochen und ein stark erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Verstärkt wird der Knochenschwund, der eine typische Alterserscheinung ist, durch Östrogenmangel, eine Unterversorgung mit Kalzium und Vitamin D sowie mangelnde Bewegung. Schon aus früheren Studien ist bekannt, dass auch Rauchen das Osteoporose-Risiko zumindest bei älteren Frauen deutlich erhöhen kann.
Doch auch bei Männern beeinträchtigt Rauchen die Knochendichte deutlich, zeigen nun die Studien der schwedischen Forscher um Dan Mellström und Mattias Lorentzon von der Universität Göteborg. Mellström hatte mehr als 1.300 ältere Männer untersucht und entdeckt, dass Raucher und ehemalige Raucher fast doppelt so häufig Wirbelbrüche erlitten wie Nichtraucher. Auch war ihre Knochendichte in der Hüfte, im Oberschenkel und der Wirbelsäule deutlich niedriger. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Lorentzon und sein Team nach der Untersuchung von 1.000 jungen Männern im Alter zwischen 18 und 20: Auch hier war die Dichte der Knochen im gesamten Körper bei den Rauchern geringer als bei den Nichtrauchern ? ein Effekt, den die Wissenschaftler auf eine Verringerung der harten so genannten Rindenschicht zurückführen, die die Knochen wie eine stabilisierende Hülle umgibt.
Nach den Ergebnissen der chinesischen Studie betrifft der negative Effekt von Zigarettenrauch jedoch nicht nur auf die Raucher selbst, sondern auch auf passivrauchende Familienangehörige: Bei der Untersuchung von mehr als 14.000 Männern und Frauen aus ländlichen Umgebungen in China fanden die Wissenschaftler eine deutlich geringere Dichte des Hüftknochens bei denjenigen, die passiv dem Rauch von Zigaretten ausgesetzt waren. Bei den Frauen erhöhte sich das Osteoporoserisiko sogar um das Dreifache, so die Forscher. Sie vermuten, dass das Passivrauchen den Östrogenspiegel und damit auch das Knochenschwundrisiko beeinflusst.
Mitteilung der International Osteoporosis Foundation (IOF) Originalarbeit der Forscher: Dan Mellström (Universität Göteborg) et al., Mattias Lorentzon (Universität Göteborg) et al., Yu-Hsiang Hsu (Harvard-Universität, Cambridge) et al.: Beiträge auf dem Weltkongress über Osteoporose, Toronto ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel