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Kontraproduktive Schrei-Strategie

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Kontraproduktive Schrei-Strategie
Babys schreien mehr und nicht weniger, wenn ihre Eltern sie weinen lassen anstatt sie zu trösten. Das hat ein britisches Forscherteam in einer Studie mit frisch gebackenen Eltern beobachtet. Die Säuglinge, die von ihren Eltern beim ersten Schrei sofort tröstend auf den Arm genommen wurden, weinten dabei um fast die Hälfte weniger als die Kinder, deren Eltern erst nach einiger Zeit auf die Schreie reagierten. Ständiger Körperkontakt hatte dagegen keinen zusätzlichen positiven Einfluss, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Das Team um Ian St. James-Roberts von der University of London rekrutierte für die Studie junge Elternpaare aus London und Kopenhagen. Zusätzlich nahm eine Gruppe von Eltern aus Großbritannien, Dänemark und den USA teil, die sich vorgenommen hatten, ihre Kinder praktisch ständig auf dem Arm zu tragen. Alle Paare wurden gebeten, in einem Tagebuch aufzuzeichnen, wann und wie lange die Säuglinge schrieen, wie häufig sie nachts aufwachten, welche Schlaf- und Essgewohnheiten die Kleinen hatten und wie die Eltern jeweils reagiert hatten.

Die Elternpaare ließen sich in drei Gruppen einteilen, zeigte die Auswertung: Als die Kinder zehn Tage alt waren, hielten die Londoner Eltern ihre Babys im Schnitt täglich achteinhalb Stunden auf dem Arm und tendierten dazu, die Kleinen eine zeitlang schreien zu lassen, bevor sie reagierten. Die Paare aus Kopenhagen nahmen ihre Kinder deutlich schneller hoch und trugen sie durchschnittlich knapp zehn Stunden täglich auf dem Arm. Die gemischte Elterngruppe brachte es schließlich auf sechzehn Stunden Körperkontakt täglich, wobei die Paare die Kinder auch häufig mit im gemeinsamen Bett schlafen ließen.

Der Londoner Ansatz gefiel den Babys dabei wohl am wenigsten, so der „New Scientist“: Im Alter von zwei und fünf Wochen schrieen die Kinder rund fünfzig Prozent mehr als die Kleinen aus den anderen beiden Gruppen, und selbst im Alter von zwölf Wochen waren sie noch deutlich unruhiger. Ob die Säuglinge dagegen zehn oder sechzehn Stunden täglich auf dem Arm getragen wurden, machte keinen Unterschied. Die Forscher empfehlen daher, sehr junge Babys bei Bedarf zu trösten, um Häufigkeit und Dauer des Schreiens zu minimieren. Bei Kindern, die wegen der häufig auftretenden so genannten Dreimonatskoliken weinen, helfe diese Strategie allerdings nicht, kommentiert Studienleiter St. James-Roberts.

New Scientist, 3. Juni , S. 17 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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