Auch noch nach der Trennung der Stammbäume der Vorfahren von Mensch und Schimpanse paarten sich beide Spezies noch bis zu 4 Millionen Jahre lang immer wieder miteinander. Erst vor 6,3 bis 5,4 Millionen Jahren trennten sich die Abstammungslinien dann endgültig voneinander. Das haben Wissenschaftler um Nick Patterson vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge in Genanalysen herausgefunden.
Frühere genetische Studien hatten sich vor allem auf die durchschnittliche Anzahl der Unterschiede im
Erbgut zwischen Mensch und Schimpanse konzentriert. Patterson und seine Kollegen versuchten hingegen, die
Entwicklungsgeschichte des menschlichen Erbguts anhand von direkten Vergleichen verschiedener Bereiche des gesamten Erbguts zu rekonstruieren. Dabei legten die Forscher ihr Augenmerk darauf, so genannte ältere Bereiche des
Genoms, bei denen sich größere Unterschiede herausbilden konnten, von jüngeren zu unterscheiden.
Dabei zeigte sich eine überraschend große Ähnlichkeit im X-Chromosom von Mensch und Schimpanse im Vergleich zu anderen Chromosomen. Diesen Zusammenhang erklären die Forscher damit, dass es nach der ersten Trennung der Stammbäume beider Spezies wieder zu einem genetischen Austausch kam. Eine solche so genannte Hybridisierung kommt bei Pflanzen häufig vor, spielt jedoch bei der Entwicklung von Tierarten oft nur eine geringe Rolle. Nun wollen die Forscher den Zeitplan dieser Entwicklung von Mensch und Schimpanse detaillierter bestimmen, indem sie die Genome von Gorillas und anderen Primaten in die Analyse einbeziehen.
Nick Patterson ( Massachusetts Institute of Technology in Cambridge ) et al.: Nature (Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1038/nature04789). ddp/wissenschaft.de ? Beate Förster