Bei Kleinkindern von Rauchern haben amerikanische Forscher erhöhte Werte von krebsauslösenden Substanzen im Urin gefunden. Bei rund der Hälfte der untersuchten Babys, die zu Hause oder im Auto Zigarettenrauch ausgesetzt waren, entdeckten die Forscher die krebserregende Substanz NNAL. Dieser Stoff ist ein giftiges Abbauprodukt und damit ein Anzeiger für einen der wichtigsten Krebsauslöser des Tabaks, das Nitrosamin NKK.
Die Forscher um Stephen Hecht untersuchten Urinproben von 144 Babys und verglichen die Werte mit den Rauchgewohnheiten in der Familie. Lag der aufaddierte Zigarettenkonsum in der Familie bei wöchentlich 76 und mehr Zigaretten, so konnten die Forscher bei 47 Prozent der Kleinkinder deutlich messbare Konzentrationen des Krebsauslösers NNAL feststellen. Bei weniger als 27 Zigaretten pro Woche war die Substanz nicht mehr messbar. “Mit empfindlicheren Messmethoden müsste aber auch in diesen Fällen NNAL im Urin der Babys detektierbar sein”, sagt Hecht. Die Schlussfolgerung müsse für die Eltern sein, in der Umgebung von Kindern nicht zu rauchen, meint der Forscher.
Raucher und Passivraucher nehmen mit dem Qualm die tabakspezifische Substanz NNK auf. Dieses so genannte Nitrosamin zählt zu den wichtigsten Krebsauslösern und wird über die Zwischenstufe des weniger giftigen NNAL abgebaut und ausgeschieden. Den Nachweis dieses Stoffes nutzen Mediziner als Maß für den Krebsauslöser im Körper.
Schon in früheren Studien konnte Hecht zeigen, dass Neugeborene von Raucherinnen den Indikator NNAL im Blut aufweisen. Sie haben demnach die krebserregenden Stoffwechselprodukte über den Blutkreislauf und die Plazenta der Mutter aufgenommen. Einen nachweisbaren Effekt dieser krebsauslösenden Stoffe auf die Kindesentwicklung gibt es noch nicht, sagen die Forscher. Dennoch untermauern die Ergebnisse den Befund, dass anhaltendes Passivrauchen von Kindern das Krebsrisiko in höherem Alter vergrößern kann.
Stephen Hecht ( Cancer Center, Universität von Minnesota, Minneapolis) et al.: Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention, Bd. 15, Nr. 5 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer