Jeder fünfzigste während der Jungsteinzeit im heutigen England lebende Mensch starb durch einen tödlichen Schlag auf den Kopf. Das haben britische Forscher herausgefunden, als sie die Überreste von 350 Schädeln untersuchten. Demnach war das Leben in der Jungsteinzeit vor etwa sechstausend Jahren stärker von Gewalt geprägt als bisher angenommen.
Wie häufig steinzeitliche Menschen Opfer von Gewalt wurden, war nicht genau bekannt, auch wenn bisher schon immer wieder jungsteinzeitliche Schädel mit von Menschen zugefügten Verletzungen gefunden worden waren. Rick Schulting von der
Queen’s University in Belfast und seine Kollegen zeigten nun, dass Gewaltexzesse bei den Menschen in der Zeit von 4000 bis 3200 vor Christus häufig vorkamen: Bei vier bis fünf Prozent der hauptsächlich aus dem südlichen England stammenden Schädel war der Schädelknochen eingedrückt worden, nach der Verletzung allerdings wieder verheilt. Zwei Prozent der untersuchten Schädel wiesen unverheilte Frakturen auf, was darauf hindeutet, dass der Verletzte noch im Kampf oder später an den zugefügten Wunden starb.
Die meisten der tödlichen Verletzungen befanden sich auf der linken Seite des Schädels. Das sei zu erwarten, wenn die Wunden von einem Kampf zwischen zwei Rechtshändlern stammen, erklären die Wissenschaftler. Die jungsteinzeitlichen Gewalttäter benutzten im Kampf hauptsächlich stumpfe Objekte, manche Frakturen stammten aber auch von Steinäxten.
New Scientist, 13. Mai, S. 16 ddp/wissenschaft.de ? Andrea Boller