Die Konzentration von ozonzerstörenden Chlorverbindungen in der Atmosphäre nimmt seit Mitte der 1990er Jahre ab. Inzwischen zeigt die Ozonschicht erste Anzeichen einer Erholung, berichten Elizabeth Weatherhead von der University of Colorado in Boulder und Signe Andersen vom Dänischen Meteorologischen Institut in Kopenhagen in der Zeitschrift Nature. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass die Ozonwerte sich wieder auf dem Niveau von vor 1980 stabilisieren.
“Die Erholung des Ozons findet in einer Atmosphäre statt, die sich gegenüber der Zeit, als sich die ozonzerstörenden Substanzen anreicherten, stark verändert hat”, schreiben Weatherhead und Andersen. Die Ozonkonzentrationen hängen nicht nur von der Menge an Chlor im zweiten Atmosphärenstockwerk, der Stratosphäre, ab, sondern auch von der dortigen Temperatur. Diese wiederum verändert sich durch die globale Erwärmung: Je mehr Wärme in der unteren Troposphäre durch das Treibhausgas Kohlendioxid zurückgehalten wird, desto kälter wird es weiter oben. Frostige Temperaturen fördern wiederum den Ozonschwund.
Ob die Ozonwerte gegen Ende des 21. Jahrhunderts höher oder tiefer liegen werden als vor 1980, sei dennoch ungewiss, schreiben die beiden. Auch Vulkanausbrüche und die Aktivität der Sonne beeinflussen die Ozonmenge in der Atmosphäre.
Wegen all dieser Faktoren sei es noch nicht ganz klar, ob die Erholung der Ozonschicht schon eingesetzt habe oder ob die derzeitige Stabilisierung der Werte auf niedrigem Niveau auf natürliche Schwankungen zurückzuführen sei. Die Forscher rechnen damit, dass es vor allem in der Antarktis, wo das Ozon im Frühling in einigen Luftschichten vollkommen zerstört wird, noch einige Jahrzehnte dauern wird, bis die Wirkung des Montreal-Protokolls spürbar wird. Dieser 1989 abgeschlossene Vertrag verbot Industrieländern die Herstellung der Ozonkiller Flur-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) ab Mitte der 1990er Jahre. In der Arktis haben sich die Ozonwerte in den letzten Jahren stärker erholt als es allein durch den FCKW-Bann zu erwarten gewesen wäre. Weatherhead und Andersen führen dies auf die starke Aktivität der Sonne während des solaren Maximums 2002 und auf verhältnismäßig warme Stratosphärentemperaturen im vergangenen Jahrzehnt zurück.
Elizabeth Weatherhead, Signe Andersen: “The search for signs of recovery of the ozone layer”, Nature 441, S. 39 Ute Kehse