Diese klare Grenze zwischen menschlicher und tierischer Sprache wird nun durch die Experimente der amerikanischen Forscher in Frage gestellt: In einer Serie von Experimenten lernten neun von elf Staren, die rekursive Grammatik von einer einfacheren zu unterscheiden. Um die grammatischen Regeln für Stare verständlich zu machen, bauten die Wissenschaftler aus Tonaufnahmen von verschiedenen Träller- und Rätschlauten künstliche Stargesänge zusammen.
Einige davon waren nach den Regeln der rekursiven Grammatik aufgebaut: In einen Rätsch-Triller-Grundlaut betteten die Forscher einen zweiten solchen Grundlaut ein, was dann ein Rätsch-Rätsch-Triller-Triller-Geräusch ergab. Andere künstliche Gesänge waren nach einfacheren Regeln aufgebaut, die das Anhängen von Geräuschen nur am Anfang und am Ende einer Lautfolge erlaubten. Die Tiere lernten erfolgreich, beim Abspielen der rekursiven Gesänge auf einen Knopf zu picken. Nachdem sie das Grundmuster erkannt hatten, konnten sie auch neue Gesänge problemlos einordnen. Das schließt die Möglichkeit aus, dass die Vögel die Geräuschabfolgen einfach auswendig gelernt hatten, so die Forscher.
Diese Resultate lassen vermuten, dass einige Tiere die grundsätzliche Fähigkeit zur Erkennung solcher grammatikalischen Muster mit dem Menschen teilen, erklärt Gentner. Wahrscheinlich sei es nicht eine einzige Eigenschaft, durch die sich die detailreiche und komplexe menschliche Sprache von den nichtmenschlichen Kommunikationssystemen unterscheide. Die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Arten unterscheiden sich viel eher in ihrer Quantität denn ihrer Qualität, erklären die Forscher.