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Hoffnung auf Heilung von HIV wächst

Gesundheit|Medizin

Hoffnung auf Heilung von HIV wächst
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So funktioniert die Genschere: Die Brec1-Rekombinase (gelb) löst das HIV-Genom (türkis) aus dem DNA-Strang einer menschlichen Zelle heraus. (Foto: Heinrich-Pette-Institut)
Eine HIV-Infektion bedeutet heutzutage kein Todesurteil mehr. Mithilfe von Medikamenten kann der Ausbruch der Immunschwäche AIDS unterbunden werden. Doch um den Virus vollständig im Körper zu tilgen, dafür existiert noch kein Präparat. Der Grund: Der Erreger nistet sich im Erbgut befallener Körperzellen ein – und schlummert dort, bis er aktiv werden kann. Genau dieses Verhalten des HI-Virus machen sich Forscher zunutze. Sie entwickelten eine genetische Schere, die die HIV-DNA aus infizierten Zellen herausschneidet. Dies gelang amerikanischen Forschern bereits 2014 an menschlichen Zellkulturen, jetzt wollen deutsche Wissenschaftler mit derselben Methode auch Patienten heilen.

Weltweit sind 37 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, jedes Jahr stecken sich zwei Millionen Menschen mehr mit dem Virus an. Bislang konnten infizierte Personen durch die sogenannte Hochaktive Antiretrovirale Therapie (HAART) den Ausbruch der Immunschwäche AIDS verhindern. Medikamente unterdrücken fortlaufend die Entwicklung der Virenpartikel. Nehmen die Betroffenen täglich ihre Medikamente, können sie dadurch ein weitgehend normales Leben führen. Allerdings belasten Nebenwirkungen der Therapie ihre Gesundheit und außerdem sind die Medikamente teuer. Doch Forscher haben seit einigen Jahren einen Lösungsweg beschritten, der nun vielversprechende Erfolge zeigt: den Erreger komplett im Körper zu eliminieren.

Das ist knifflig, denn der Virus verbirgt sich geschickt: Nachdem ein Viruspartikel in eine Zelle eingedrungen ist, baut es seine DNA dauerhaft in ihr Erbgut ein. Es wird dadurch gleichsam Teil der menschlichen DNA. 2014 ist es erstmals Forschern um Kamel Khalili von der Temple University School of Medicine gelungen, den genetischen Infektionsherd buchstäblich herauszuschneiden.

Mit der Gen-Schere HIV besiegen

Sie setzten Enzym-Nucleotid-Kombinationen ein, welche die HIV-DNA gezielt im Erbgut infizierter Zellen erkennen und herauslösen können. Anschließend fügt das DNA-Reparatursystem der Zelle die losen Enden wieder zusammen und sie ist vom Virus befreit. Mit diesem Konzept haben die Forscher den Erreger bereits erfolgreich aus menschlichen Zellkulturen im Labor entfernt. Dieses Ergebnis konnten auch Mediziner der TU Dresden und des Heinrich-Pette-Instituts (HPI) in Hamburg erzielen. Sie entwickelten eine Genschere, die sogenannte Brec1-Rekombinase, die zu über 90 Prozent der befallenen menschlichen Zellen vom Virus befreien konnten.

Wie ihre amerikanischen Kollegen haben die deutschen Forscher ihre Genschere so programmiert, dass sie nur dann arbeitet, wenn sie auf eine HIV-infizierte Zelle trifft – und auch nur die Viren-DNA herausschneidet. Dadurch bleibt das Genom des Menschen unbeschädigt.

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„Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung von Heilungsverfahren für HIV/AIDS“, sagte Kamel Khalili von der Temple University School of Medicine 2014. Die einzige Hürde, die eine erfolgreiche Therapieentwicklung bisher erschwerte, war es sicherzustellen, dass alle infizierten Zellen im Körper erreicht werden.

Studie an Patienten geplant

Diesem Ziel wollen auch die Forscher der TU Dresden und des HPI in Hamburg näher rücken. Laut Berliner Morgenpost ist noch für dieses Jahr eine Studie mit zehn Patienten geplant. „Die erzielten Ergebnisse stellen die Grundlage für erste klinische Studien zur Heilung von HIV-Patienten dar, die in absehbarer Zeit in Hamburg durchgeführt werden sollen“, zitiert die Zeitung dem Mediziner Joachim Hauber vom HPI. Um mit der Studie zu beginnen, müssen die Forscher allerdings noch Inverstoren auftreiben, die circa 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

So oder so ist sich Studienleiter Frank Buchholz von der TU Dresden sicher: „Das Generieren von molekularen Skalpellen, wie der Brec1 Rekombinase, wird die Medizin verändern“, so der Mediziner. „Von dieser Entwicklung werden nicht nur HIV Patienten, sondern auch viele andere Patienten mit genetisch-bedingten Erkrankungen profitieren. Wir stehen kurz davor, das Zeitalter der Genom-Chirurgie einzuläuten.“

© wissenschaft.de
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