Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Würmer wollen's warm

Erde|Umwelt

Würmer wollen's warm
Tiefseewürmer, die in der Nähe von Thermalquellen leben, können Wassertemperaturen von bis zu 55 Grad aushalten. Sie gehören damit zu den hitzeverträglichsten Tieren überhaupt. Haben die Tiere die freie Wahl, bevorzugen sie Temperaturen zwischen vierzig und fünfzig Grad Celsius. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden, als sie die Tiere in ein spezielles Aquarium mit verschiedenen Temperaturbereichen setzten.

Die von den Forschern um Peter Girguis studierte Wurmart Paralvinella sulfincola lebt im östlichen und nordöstlichen Pazifik in der Nähe von heißen Thermalquellen. Die Tiere haben lange Körper und rote federförmige Kiemen, die sie aus ihrem röhrenförmigen Unterschlupf strecken. Wissenschaftler vermuteten bereits, dass der Tiefseewurm hohe Temperaturen im Bereich von 40 bis 50 Grad bevorzugt. Da jedoch durch das Aufeinandertreffen von heißem Thermalwasser und kaltem Meerwasser schwer vorhersagbare Temperaturmischungen entstehen, war die genaue Temperaturvorliebe der Würmer bisher nicht bekannt.

Diese Schwierigkeit umgingen die Forscher, indem sie die komplizierten Verhältnisse der Tiefsee in einem mit Meerwasser gefüllten Hochdruck-Aquarium imitierten. Sie heizten das Wasser so auf, dass Temperaturbereiche zwischen 20 und 61 Grad entstanden und setzten einige der Würmer hinein. Sofort wanderten die Tiere in Bereiche mit vierzig bis fünfzig Grad warmem Wasser und blieben dort für die Dauer des Experiments. Ein Wurm bewegte sich sogar in 55 Grad warmes Wasser, blieb dort für 15 Minuten und kehrte dann wieder in kühlere Regionen zurück.

Als die Wissenschaftler das Aquarium aber für die Dauer von zwei Stunden gleichmäßig auf 55 Grad heizten, zeigten die Tiere körperliche Störungen und erholten sich auch nicht wieder, als das Aquarium auf 26 Grad abgekühlt wurde. In auf 60 Grad aufgeheiztem Wasser starben alle Würmer innerhalb von Minuten.

Der Tiefseewurm Paralvinella sulfincola ist das einzige bekannte Tier, das Temperaturen bis 50 Grad bevorzugt und kurzfristig sogar höhere Temperaturen aushält, erklären die Forscher. Diese einzigartige Fähigkeit ermöglicht ihm, in der unwirtlichen Umgebung der Thermalquellen zu überleben und von den dort lebenden Bakterien zu profitieren. Wie genau der Wurm die hohen Temperaturen übersteht, können die Wissenschaftler noch nicht erklären. Dazu seien weitere Temperaturexperimente mit Paralvinella sulfincola und anderen Wurmarten nötig.

Anzeige
Peter Girguis ( Harvard-Universität) et al.: Science, Bd. 312, S. 231 ddp/wissenschaft.de ? Andrea Boller
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

te|le|kom|mu|ni|ka|tiv  〈Adj.〉 die Telekommunikation betreffend, zu ihr gehörig ● ~ vernetzte Computer

Bio|sa|tel|lit  〈m. 16〉 mit Tieren besetzter Satellit zur Erforschung der Lebensbedingungen in der Schwerelosigkeit

ver|kehrs|be|ru|hi|gend  〈Adj.〉 eine Verringerung des Straßenverkehrs bzw. Durchgangsverkehrs bezweckend ● eine ~e Maßnahme

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige