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Das Wunder der Eisscholle

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Das Wunder der Eisscholle
Als Jesus der biblischen Geschichte nach über das Wasser des Sees Genezareth wandelte, könnte er in Wirklichkeit auf einer kleinen Eisscholle gestanden haben. Das glaubt zumindest ein Team amerikanischer Ozeanographen, das die Klimaverhältnisse rund um den im nördlichen Israel gelegenen See untersucht hat. Demnach gab es vor rund 2.000 Jahren an dem Uferbereich, in dessen Nähe Jesus gewirkt haben soll, eine sehr seltene Kombination aus ungewöhnlichen Strömungsverhältnissen und Wetterphänomenen ? und die könnte dazu geführt haben, dass sich auf dem ansonsten eisfreien See vereinzelte Eisschollen bildeten. Vom Ufer aus betrachtet wären solche Eisstücke im Wasser praktisch unsichtbar gewesen, berichten die Forscher.

Die Ursache für die ungewöhnliche Eisbildung sind nach Ansicht der Forscher die warmen, salzigen Quellen, die den westlichen und den nord-westlichen Rand des Sees Genezareth säumen. Kühlt sich das Oberflächenwasser direkt oberhalb dieser Quellen ab, verhindert das wärmere Salzwasser in der Tiefe das Absinken des kalten Wassers, das normalerweise in Binnenseen stattfindet. So bleibt die obere Wasserschicht weiterhin der kalten Luft ausgesetzt – mit der Folge, dass die Temperatur weiter abfällt.

Bei dem heutigen warmen Klima im nördlichen Israel ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dabei über den Quellen Eis bildet, sehr gering. Das sah vor 2.000 Jahren jedoch anders aus: Im Schnitt war die Lufttemperatur in der Zeit vor 2.500 bis 1.500 Jahren um mindestens drei Grad niedriger als heute, berichten Doron Nof und seine Kollegen. Fegten zusätzlich noch kalte Luftströmungen über die Seeoberfläche, fiel die Lufttemperatur teilweise für mehrere Tage deutlich unter den Gefrierpunkt ? und unter solchen Bedingungen könnten sich über den Quellen zumindest für wenige Stunden tatsächlich kleine Eisschollen gebildet haben, glauben die Wissenschaftler. Ihrer Schätzung nach gab es solche Kälteeinbrüche etwa alle 160 Jahre einmal.

Ein Mensch, der auf einem solchen schwimmenden Eisstück stand, hätte vom Ufer aus tatsächlich so gewirkt, als gehe er auf dem Wasser ? besonders dann, wenn die Oberfläche der Scholle vom Regen geglättet war, schreiben die Forscher. Doch auch jemand, der einen guten Blick auf das Eisstück hatte, hätte das Phänomen nicht unbedingt erkennen müssen, eben weil es so selten war. Nof und seine Kollegen halten es daher für möglich, dass solche plötzlich auftretenden Eisschollen der eigentliche Ursprung der Geschichte von Jesu Gang über das Wasser war: Einige der salzigen Quellen liegen nämlich in der Nähe der heutigen Pilgerstadt Tabgha, einem Gebiet, in dem mehrere archäologische Hinweise auf die Anwesenheit Jesu gefunden wurden.

Doron Nof ( Staats-Universität von Florida, Tallahassee) et al.: Journal of Paleolimnology, Bd. 35, S. 417 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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