Bei dem heutigen warmen Klima im nördlichen Israel ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dabei über den Quellen Eis bildet, sehr gering. Das sah vor 2.000 Jahren jedoch anders aus: Im Schnitt war die Lufttemperatur in der Zeit vor 2.500 bis 1.500 Jahren um mindestens drei Grad niedriger als heute, berichten Doron Nof und seine Kollegen. Fegten zusätzlich noch kalte Luftströmungen über die Seeoberfläche, fiel die Lufttemperatur teilweise für mehrere Tage deutlich unter den Gefrierpunkt ? und unter solchen Bedingungen könnten sich über den Quellen zumindest für wenige Stunden tatsächlich kleine Eisschollen gebildet haben, glauben die Wissenschaftler. Ihrer Schätzung nach gab es solche Kälteeinbrüche etwa alle 160 Jahre einmal.
Ein Mensch, der auf einem solchen schwimmenden Eisstück stand, hätte vom Ufer aus tatsächlich so gewirkt, als gehe er auf dem Wasser ? besonders dann, wenn die Oberfläche der Scholle vom Regen geglättet war, schreiben die Forscher. Doch auch jemand, der einen guten Blick auf das Eisstück hatte, hätte das Phänomen nicht unbedingt erkennen müssen, eben weil es so selten war. Nof und seine Kollegen halten es daher für möglich, dass solche plötzlich auftretenden Eisschollen der eigentliche Ursprung der Geschichte von Jesu Gang über das Wasser war: Einige der salzigen Quellen liegen nämlich in der Nähe der heutigen Pilgerstadt Tabgha, einem Gebiet, in dem mehrere archäologische Hinweise auf die Anwesenheit Jesu gefunden wurden.