Um ihre Vermutung genauer zu untersuchen, fingen die Wissenschaftler einige Elterntiere nach dem Verlust ihrer Küken ein und bestimmten die Prolaktinkonzentration im Blut. Anschließend senkten sie bei der Hälfte der Pinguine den Prolaktinspiegel mit dem Wirkstoff Bromocriptin künstlich ab, während die andere Hälfte der Tiere ein Placebo erhielt. Die Forscher ließen alle Pinguine wieder frei und beobachteten ihr Verhalten. Das Ergebnis: Zwar kam Kinderraub auch bei den mit Bromocriptin behandelten Pinguinen noch vor, die Wahrscheinlichkeit für eine Entführung war aber 4,5-mal kleiner als bei Tieren der Kontrollgruppe. Die Kidnapper innerhalb der behandelten Gruppe hatten vor der künstlichen Absenkung des Hormonspiegels sehr viel Prolaktin im Blut gehabt. Die Forscher vermuten deshalb, dass das räuberische Verhalten von einem bestimmten Schwellenwert abhängt, der bei den Tieren mit den höchsten Werten auch nach der Absenkung nicht unterschritten wurde.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Vogelarten hängt der Prolaktinspiegel bei einigen Pinguinarten nicht vom Verhalten oder auch nur der Anwesenheit eines Kükens ab, so dass er auch nach dem Verlust von Nachwuchs oder Gelege auf unverändert hohem Level bleibt. Ein Grund dafür könnten die langen Reisen in eisfreie Gegenden sein, die Kaiserpinguine während der Brutpflege zur Futtersuche unternehmen müssen. Der gleichbleibend hohe Prolaktinspiegel soll das Elterntier wahrscheinlich dazu motivieren, auch nach langer Trennung wieder zu seinem Jungtier zurückzukehren, erklären die Forscher. Dies könnte, zusammen mit dem kollektiven Brüten in der Pinguinkolonie und dem Fehlen definierter Territorien, der Grund für den häufigen Kinderraub bei Kaiserpinguinen sein.