Möglicherweise spielt tatsächlich nicht die Größe des Gehirns die entscheidende Rolle, sondern die Art, wie sich das Gehirn während der Kindheit und Jugend entwickelt, legt nun die neue Studie nahe. Philip Shaw vom National Institute of Mental Health in Bethesda und seine Kollegen hatten dabei 307 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren beim Aufwachsen begleitet und immer wieder Aufnahmen ihrer Gehirne gemacht. Dabei zeigte sich ein deutlicher Trend: Bei den Kindern, die in Intelligenztests hervorragend abschnitten, variierte die Stärke der Großhirnrinde, auch Cortex genannt, mit dem Alter sehr viel stärker als bei Kindern mit einer durchschnittlichen Intelligenz.
So besaßen die intelligentesten Probanden im Alter von sieben Jahren eine im Vergleich sehr dünne Großhirnrinde, die sich jedoch während der nächsten vier Jahre rasch verdickte. Daran schloss sich eine sehr schnelle Abnahme der Stärke des Cortex an. Die weniger intelligenten Kinder starteten dagegen bereits mit einer dickeren Großhirnrinde, die dann allerdings schon im Alter von acht Jahren ihre maximale Stärke erreichte und anschließend nur langsam wieder an Dicke verlor.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die intelligenteren Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren sehr viel mehr Informationen sammelten und diese in neue Nervenverbindungen im Cortex umwandelten als ihre Altersgenossen. Auch das anschließende Verwerfen überflüssiger Daten, das die Großhirnrinde wieder dünner werden lässt, funktioniert bei ihnen offenbar effektiver, so die Forscher. Sie wollen nun untersuchen, zu welchen Anteilen diese Unterschiede in der Gehirnentwicklung genetisch bedingt sind und wie stark sie durch die Umwelt beeinflusst werden können.