Japanische Wissenschaftler haben adulte Stammzellen aus dem Menstruationsblut von Frauen gewonnen. Damit haben die Forscher eine neue Quelle für die vielseitigen Vorläuferzellen erschlossen, die in verschiedenen Geweben wie beispielsweise dem Knochenmark im erwachsenen Organismus vorkommen und als vielversprechende Kandidaten für Therapien beispielsweise bei Herzkrankheiten gelten. So ließen die Forscher die aus der Menstruationsflüssigkeit isolierten Stammzellen zu funktionsfähigen Herzzellen heranwachsen. Ihre Arbeit präsentierten sie auf einer Tagung amerikanischer Kardiologen in Atlanta.
Stammzellen werden heute bereits vereinzelt in der Behandlung von Leukämie und anderen Krebsarten oder Immunerkrankungen eingesetzt. Als Quelle dient das Knochenmark, wo sich die vielseitigen Zellen bilden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, unmittelbar nach einer Geburt Blut aus der Nabelschnur einzufrieren und bei Bedarf daraus Stammzellen zu extrahieren.
Shunichiro Miyoshi von der Keio-Universität in Tokio und seinem Team gelang es nun, aus dem Menstruationsblut von sechs jungen Frauen Stammzellen zu gewinnen, die in der Gebärmutterschleimhaut entstanden waren. Dabei hätten sie dreißigmal mehr Zellen erhalten, als es mit Knochenmark möglich sei, sagte Miyoshi.
Nach der erfolgreichen Entnahme ließen die Forscher die Zellen in einer Gewebekultur wachsen. Die Art der Kultivierung gab den Zellen den Befehl, sich zu Herzzellen zu entwickeln. Nach fünf Tagen begann etwa die Hälfe der Zellen, sich „spontan, rhythmisch und synchron zusammenzuziehen“, berichtete Miyoshi. Ein solches verhalten sei charakteristisch für Herzzellen. Außerdem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei den Zellen bestimmte für Herzzellen typische Gene aktiv waren.
Als Quelle für solche Stammzellen komme in erste Linie das Menstruationsblut junger Frauen in Frage, betonte Miyoshi. Diese hätten eine längere Lebenszeit als Zellen von älteren Spenderinnen.
Shunichiro Miyoshi (Keio-Universität, Tokio): Bericht auf der Tagung des American College of Cardiology, Atlanta ddp/wissenschaft.de ? Anna-Lena Gehrmann