Selbst Kleinkinder können die Ziele anderer verstehen und tragen schon Altruismus in sich, schlossen die Forscher. Ein ähnliches, wenn auch wesentlich schwächer ausgeprägtes Verhalten zeigten drei junge Schimpansen in vergleichbaren Tests: Auch die Tiere überreichten ihrem Pfleger Gegenstände außer Reichweite ohne Belohnung, allerdings versagte ihre selbstlose Hilfe in komplexeren Situationen.
Im Gegensatz hierzu hatten vorherige Studien durchaus egoistische Züge bei Schimpansen nachgewiesen: Bei diesen Tests entschieden Affen ohne eigenen Vorteil, ob Artgenossen Zugang zu Futter hatten oder leer ausgingen. Alle Tiere verweigerten ihren Artgenossen die Nahrung. Mit diesen vorherigen Erkenntnissen und ihrer eigenen Studie kamen Warneken und Tomasello zu dem Ergebnis, dass sich der äffische Altruismus wahrscheinlich auf Situationen beschränkt, in denen es nicht um Futter geht.
In der zweiten Studie testeten Wissenschaftler um Alicia Melis, wie gut Schimpansen zusammenarbeiten können. Dazu musste ein Affe an zwei Seilenden gleichzeitig ziehen, um an einen Futterbehälter zu gelangen. Außerdem hatte er die Möglichkeit, eine Tür zu öffnen und sich somit einen Artgenossen als Zugpartner für ein Seilende zu holen. Konnte ein Schimpanse beide Seilenden erreichen, so entschied er sich, mit dem gesamten Futter allein zu bleiben. Hingen die Enden jedoch zu weit auseinander, ließ er einen Artgenossen zu sich. Außerdem zeigten sich in diesem Test manche Affen sehr kooperativ, andere dagegen halfen gar nicht. Nachdem ein hungriges Tier Erfahrungen mit den verschiedenen Partnern gesammelt hatte, wählte es viel häufiger den zuverlässigsten Unterstützer aus.
Aus den Ähnlichkeiten zwischen Schimpansen und Menschen in punkto Altruismus und Zusammenarbeit schließen beide Forscherteams, dass der gemeinsame Vorfahr beider Spezies wahrscheinlich schon solche Qualitäten besessen hat.