So fanden sich beispielsweise nach einer kleinen Verletzung der Darmschleimhaut bei den Patienten fast achtzig Prozent weniger weiße Blutkörperchen an der betroffenen Stelle als bei der Vergleichsgruppe. Das gleiche galt auch für Abschürfungen an der Haut: Hier war die Immunreaktion um etwa fünfzig Prozent reduziert. Auch eindringende Bakterien riefen bei den Crohn-Patienten nur eine halb so starke Immunantwort hervor wie bei Gesunden. Lediglich die später folgende chronische Entzündungsreaktion war bei den Erkrankten stärker als bei den Kontrollpersonen.
Der Darmkrankheit liegt demnach ein allgemeiner Defekt des Immunsystems zugrunde, schließen die Forscher. Er manifestiert sich wahrscheinlich deswegen im Darm, weil es dort extrem häufig zu Kontakten mit Bakterien kommt. Ursache scheint dabei die fehlende Alarmierung einer Gruppe weißer Blutkörperchen zu sein, die normalerweise eindringende Mikroben töten und die Bruchstücke beseitigen. Fehlen sie, springen andere Immunzellen ein, die die Erreger jedoch lediglich aufnehmen und nicht beseitigen. Diese bakterienbeladenen Zellen bilden anschließend knötchenartige Veränderungen an der Darmschleimhaut, die ständig entzündungsfördernde Substanzen produzieren und damit die chronische Entzündung auslösen.
Sollte sich das bestätigen, wäre die heute verwendete Therapie mit immunsuppressiven Medikamenten genau der falsche Ansatz, so die Forscher. Sie lindere zwar die Symptome, weil sie die chronische Entzündung unterdrückt, mache die Gesamtsituation aber wahrscheinlich eher schlimmer als besser. Die Wissenschaftler hoffen nun, auf der Basis dieser Ergebnisse gezieltere und damit effektivere Behandlungsstrategien entwickeln zu können.