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Vom Gejagten zum Jäger

Geschichte|Archäologie

Vom Gejagten zum Jäger
Der Mensch entwickelte seine Intelligenz nicht bei der Jagd. Vielmehr hat die ständige Bedrohung durch wilde Tiere zu immer ausgefeilteren Strategien des Zusammenlebens und damit zur Evolution höherer geistiger Fähigkeiten geführt. Diese These vertritt der amerikanische Anthropologe Robert Sussman von der Washington-Universität in St. Louis nach einer Analyse fossiler Knochen aus verschiedenen Epochen der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Das Bild vom Menschen als aggressiver Jäger sei ein Mythos, der höchstens für die letzten Jahrzehntausende der Menschheitsgeschichte zutreffe, erklärte Sussman.

Sussman stützt seine These vor allem auf das Wissen über den Vormenschen Australopithecus afarensis, der vor etwa fünf bis zweieinhalb Millionen Jahren lebte. Bekannteste Vertreterin der Art ist „Lucy“, deren fossile Knochen 1974 in Äthiopien gefunden worden waren. Der Australopithecus sei allein von seinen Zähnen her gar nicht in der Lage gewesen, große Mengen Fleisch zu essen, erklärt Sussman und fragt sich daher, warum diese frühen Menschen dann überhaupt gejagt haben sollten.

Das Leben des Australopithecus sei vielmehr von der ständigen Bedrohung durch Raubtiere geprägt gewesen: Hyänen, so groß wie Bären, streiften damals durch die Savannen Afrikas, Säbelzahntiger und zahlreiche andere Großkatzen machten Jagd auf Beute. Ohne Werkzeuge und Waffen konnte der frühe Mensch dieser Bedrohung nur seine Wendigkeit, seine Intelligenz und die soziale Stärke seiner Gruppe entgegensetzen. Gemeinsam konnten die frühen Menschen mögliche Angreifer früher entdecken, überlisten oder in die Flucht schlagen. „Unsere Intelligenz, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und viele andere Fertigkeiten des amodernen Menschen sind bei jenen Versuchen entstanden, den Angreifern zu entkommen“, erklärt Sussman.

Erst mit der Verbreitung aufwändigerer Werkzeuge und der Nutzung des Feuers, die nach Sussmans Schätzung vor höchstens 800.000 Jahren begann, wandelte sich das Leben des Menschen allmählich. Dank neuer Zubereitungsarten konnte er jetzt auch größere Mengen Fleisch verzehren. Eine ausgereifte, systematische Jagd gab es dennoch frühestens vor 60.000 Jahren, schätzt der Anthropologe.

Robert Sussman (Washington-Universität, St. Louis): Vortrag auf der Jahrestagung der amerikanischen Forschungsgesellschaft AAAS ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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