Je später die Kühe starben, desto mehr Kinder brachten sie insgesamt auf die Welt. Dieses Resultat war nicht verwunderlich, da langlebige Tiere mehr Zeit für die Vermehrung hatten. Jedoch konnten die Biologen noch andere Effekte feststellen: Alte Weibchen wurden überdurchschnittlich oft schwanger und ihre Kälber hatten bessere Überlebenschancen als Nachkommen von jüngeren Müttern. Im Alter könnten die Rentiere ihre Kinder erfolgreicher großziehen, schlossen die Wissenschaftler daraus. Als Gründe hierfür kommen die große Erfahrung älterer Tiere bei der Nahrungssuche oder ein höherer Rang in der Herde in Frage. Auch sei es möglich, dass ältere Mütter sich besser um ihre Kinder kümmern und sicherer mit Risiken bei der Geburt umgehen, vermuten Weladji und sein Team.
Im Allgemeinen benutzen Evolutionsforscher die Anzahl der Nachkommen eines Tieres als Maß dafür, wie erfolgreich es sein Leben führt beziehungsweise wie gut es sich seiner Umgebung angepasst hat. Die Renweibchen mit einem langen Leben sind hier deutlich im Vorteil, stellten Weladji und seine Kollegen fest. Hierfür sprach auch ihre Beobachtung, dass langlebige Kühe nicht nur im Alter von ihrer Erfahrung zehrten, sondern sich zu jedem Zeitpunkt erfolgreicher fortpflanzten als ihre jung verstorbenen Artgenossinnen. Besonders deutlich wurde dieser Unterschied im letzten Lebensjahr: Die Greisinnen trugen dann oft noch Junge aus, während jüngere Kühe kurz vor ihrem Tod nicht mehr gebären konnten.