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Der Pilz, der ein Termiten-Ei sein wollte

Erde|Umwelt

Der Pilz, der ein Termiten-Ei sein wollte
Der Pilz Fibularhizoctonia ist ein Tarnkünstler: Da er fast genauso aussieht wie die Eier von Termiten, findet er in Termitenhügeln unbehelligt Unterschlupf. Die Insekten kümmern sich genauso um ihn wie um ihre eigene Brut, profitieren aber selbst nicht von ihrer Pflegebereitschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Biologe Kenji Matsuura, der das Verhalten der Termiten gegenüber ihren realen Eiern, dem Pilz und künstlichen Ei-Imitaten untersucht hat.

Schon vor längerer Zeit hatte Matsuura von der Harvard-Universität in Cambridge braune Kügelchen in den Hügeln der Termitenart Reticulitermes entdeckt. Er identifizierte die kleinen Fremdkörper als zusammengeklumpte Fäden des Pilzes Fibularhizoctonia. Der Pilz kann im Termitenhügel dank guter Pflege ein angenehmes Leben führen: Beispielsweise schmieren die Termiten die brauen Pilzbällchen zusammen mit ihren Eiern mit Antibiotika ein, die Schutz vor Krankheitserregern und vor dem Austrocknen bieten.

Nun ging Matsuura dieser Beziehung näher auf den Grund und sammelte dafür Pilzkugeln aus den Behausungen von Reticulitermes-Termiten in Japan und den USA. Zunächst untersuchte er, ob die Anwesenheit des Pilzes einen Effekt auf das Überleben der Termiteneier hat. Dazu setzte er Eier zusammen mit braunen Kügelchen und einigen Arbeitern in eine Nährschale und prüfte, wie sich die Eierkolonie im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne den Pilz entwickelte. Dabei konnte er keine positive Wirkung der Fremdlinge auf die Eierzucht feststellen.

Anschließend fertigte Matsuura künstliche Eier-Imitate aus Glas an, von denen er einige mit den für Termiten typischen Chemikalien einrieb. Die Pseudo-Brut mischte er gemeinsam mit dem Pilz unter die echten Eier und beobachtete das Verhalten der Termiten: Die Arbeiter nahmen diejenigen Eier-Dummys in ihre Obhut, die ungefähr so groß waren wie ihre realen Vorbilder und chemisch behandelt waren. Auch Pilzbällchen von der Größe eines Eies genossen die Fürsorge der Insekten. Zuletzt schaute sich der Biologe die Oberflächentextur von Pilzen und Eiern mithilfe eines Elektronenmikroskops an und erkannte auch hier große Ähnlichkeit.

Fibularhizoctonia habe also eine effektive Tarnung als Termitenei entwickelt, die ihm ein parasitäres Leben unter den Insekten ermöglicht, folgerte Matsuura. Die Termiten hingegen profitierten nicht von dieser Beziehung, eher das Gegenteil sei der Fall: Die nutzlose Pflege koste die Arbeiter viel Energie und in seltenen Fällen fresse eine Pilzkugel sogar ein Ei.

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Kenji Matsuura (Harvard-Universität, Cambridge): Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3434 ddp/wissenschaft.de ? Anna-Lena Gehrmann
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