Amerikanische Astromomen haben mit hoher Wahrscheinlichkeit erstmals ein spiralförmiges Magnetfeld im interstellaren Raum gefunden. Es windet sich wie ein Korkenzieher um eine Gaswolke im Sternbild Orion. Ein astronomisches Modell hatte solche spiralförmigen Magnetfelder im Zusammenhang mit der Geburt von Sternen bereits vorhergesagt. Carl Heiles von der Universität Berkeley und seine Kollegen könnte es also erstmals gelungen sein, eine experimentelle Bestätigung für dieses Modell zu finden. Über ihre Beobachtungen berichteten die Astronomen auf einer Tagung der American Astronomical Society in Washington.
Um den Verlauf des extrem schwachen Magnetfeldes überhaupt vermessen zu können, waren die Astronomen auf das hochempfindliche
Green Bank Teleskop in West Virginia angewiesen ? das größte voll bewegliche Radioteleskop der Welt. Die Wissenschaftler richteten die 100 Meter breite Schüssel des Teleskops auf die längliche Gaswolke und rasterten sie systematisch ab. An jedem Messpunkt empfingen sie von der Wolke ausgesandte
Radiowellen, deren charakteristische Wellenlänge durch das jeweilige Magnetfeld in mehrere Wellenlängen aufgeteilt wird. Aus dieser typischen Aufspaltung zogen sie Rückschlüsse auf die örtliche Magnetfeldstärke an den verschiedenen Stellen der langen Gaswolke.
Die Herausforderung lag darin, die empfangenen extrem schwachen Signale richtig zu deuten. Das Radioteleskop kann schließlich nicht nur die Signale aus der 1.750 Lichtjahre entfernten Gaswolke registrieren, sondern ist auch für viele andere Radiowellen aus dem Weltall und von der Erde empfindlich. Nachdem sie eine Vielzahl von Messungen kombiniert hatten und ihre Signale der Gaswolke zuordnen konnten, interpretierten die Wissenschaftler ihren Fund als schlangenförmige Magnetfeldlinien, die sich um die lang gezogene interstellare Gaswolke wickeln. Zusammen mit der Gravitationskraft bestimmen die magnetischen Kräfte die Form der dichten Wolke, aus der in Zukunft zwei neue Sterne entstehen werden.
Trotz der detaillierten Messungen mahnt Heiles zur Vorsicht: Zwar hält er andere Erklärungen für seinen Fund für weniger wahrscheinlich, dennoch seien weitere astronomische Beobachtungen nötig, um sicherzustellen, dass es sich wirklich um ein spiralförmiges Magnetfeld handelt.
Pressemitteilung der Universität von Kalifornien, Berkeley ddp/wissenschaft.de ? Anna-Lena Gehrmann