Diese These konnte das internationale Forscherteam nun untermauern. Die Wissenschaftler verglichen den Östrogenspiegel in den Gehirnen verstorbener Alzheimerpatientinnen mit dem von Frauen, die nicht unter der Krankheit gelitten hatten. Das Ergebnis: Bei den Demenzpatientinnen lag die Östrogenmenge um bis zu 85 Prozent niedriger als bei der Kontrollgruppe. Um herauszufinden, ob der Hormonmangel tatsächlich die Demenzerkrankung verursacht, untersuchten die Wissenschaftler anschließend genetisch veränderte Mäuse, die normalerweise im Alter von etwa 12 Monaten alzheimerartige Symptome entwickeln. Wurde bei diesen Mäusen zusätzlich gezielt die Produktion von Östrogen im Gehirn blockiert, erkrankten sie tatsächlich schon sehr viel früher, nämlich mit etwa 6 Monaten, entdeckten die Forscher.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass der Östrogenmangel im Gehirn zwei wesentliche Effekte hatte: Das Protein, aus dem die Alzheimer-Ablagerungen hauptsächlich bestehen, wurde in den Gehirnen der Mäuse vermehrt produziert, während die für den Abbau der Ablagerungen zuständige Maschinerie gleichzeitig praktisch lahmgelegt war. Die Folge war eine stark beschleunigte Bildung der Proteinklumpen und ein verfrühter Ausbruch der Krankheit, schreiben die Forscher.
Interessanterweise hatte ein allgemeiner Östrogenmangel, bei dem der Hormonspiegel im Blutkreislauf erniedrigt war, dagegen keine derartige Wirkung. Offenbar erhöht demnach nicht der klassische Hormonmangel nach den Wechseljahren das Alzheimerrisiko, sondern nur der Östrogenmangel vor Ort im Gehirn, der meist auf einen Defekt in der Produktionsmaschinerie zurückgeht, schreiben die Wissenschaftler. Das erkläre auch die zum Teil widersprüchlichen Ergebnisse früherer Studien, in denen der Zusammenhang zwischen Östrogen und dem Alzheimerrisiko untersucht worden war.