Nach etwas mehr als fünf Jahren brachen die Studienleiter die Untersuchung jedoch ab: Die Risiken, die durch die Hormongabe entstanden, überwogen ihrer Ansicht nach die Vorteile. Insbesondere traten bei den Probandinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und nicht weniger, sondern mehr gravierende Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzinfarkte auf. Seitdem raten viele Ärzte ihren Patientinnen von einer Hormonersatztherapie ab.
Diese Vorsicht ist möglicherweise nicht in allen Fällen gerechtfertigt, meinen nun Klaiber und seine Kollegen. Ihre Kritik: In der WHI-Studie sei den Frauen täglich eine Kombinationspille verabreicht worden, die sowohl Östrogen als auch Gestagen enthielt. Normalerweise werde jedoch nur das Östrogen täglich und das Gestagen zyklisch, an maximal 10 bis 12 Tagen im Monat, eingenommen, so die Forscher. Diese ständige Gestagengabe hat ihrer Ansicht nach das Ergebnis verfälscht und mögliche positive Effekte überdeckt.
Auch die Studiengruppe sei für eine solche Untersuchung ungeeignet gewesen: Die Frauen hatten ein Durchschnittsalter von knapp 63 Jahren, während eine Hormontherapie in den meisten Fällen im Alter von 50 bis 55 Jahren begonnen werde. Aufgrund des höheren Altersdurchschnitts war die Häufigkeit von Herzkrankheiten bei den Probandinnen daher ungewöhnlich hoch. Die Forscher vermuten, dass die Ergebnisse in einer anderen Probandengruppe und mit einer zyklischen Gestagengabe besser ausgesehen hätten. Das müssten nun jedoch weitere Studien zeigen.