Die Fingerabdrücke eines Menschen können Auskunft über sein individuelles Diabetesrisiko geben, haben amerikanische Forscher entdeckt. Je unterschiedlicher die Windungen zwischen Daumen und Zeigefinger sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken. Die Ursache dafür ist nach Ansicht der Wissenschaftler im Mutterleib zu suchen: Da sich Fingerabdrücke und Bauchspeicheldrüse etwa zur gleichen Zeit bilden, werden auch beide gleichermaßen von Versorgungsengpässen oder anderen negativen Faktoren beeinträchtigt.
Etwa um die 19. Woche herum, also gegen Mitte der Schwangerschaft, beginnen sich die Furchen und Windungen auf den Fingerkuppen zu bilden, die schließlich die individuellen Fingerabdrücke ausmachen. Gleichzeitig entstehen viele der inneren Organe, darunter auch die Bauchspeicheldrüse, die das Hormon
Insulin produziert und für die Regulierung des Blutzuckerspiegels zuständig ist. Würde es also genau während dieser Zeit der Schwangerschaft zu einer Mangelversorgung von Mutter und Kind kommen, müssten die Fingerabdrücke genauso beeinträchtigt werden wie die Funktion der Bauchspeicheldrüse, vermuteten die Forscher.
Um diese These zu testen, untersuchten die Wissenschaftler um Henry Kahn den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta 569 Freiwillige. Sie zählten, wieviele Rillen die Haut an der Daumenkuppe im Vergleich zu der an der Kuppe des kleinen Fingers besaß und bestimmten außerdem die so genannte Glukosetoleranz. Sie gibt an, wie gut der Körper den Blutzuckerspiegel regulieren kann. Das Ergebnis: Die Daumen der Probanden mit einer normalen Glukosetoleranz hatten im Schnitt sechs Rillen mehr als ihre kleinen Finger. Bei den Teilnehmern mit Diabetes betrug der Unterschied zwischen den beiden Fingern dagegen mehr als acht Rillen.
Die Fingerabdrücke spiegeln demnach tatsächlich bestimmte Besonderheiten der embryonalen Entwicklung wider, schließen die Forscher. Darauf deute auch der Befund hin, dass der Zeitpunkt der Empfängnis ebenfalls den Rillenunterschied beeinflusst: Bei Probanden, die im Winter empfangen worden waren, war er weit weniger ausgeprägt als bei denen, deren Empfängnis im Sommer stattfand. Die Forscher wollen nun nach den Signalmolekülen suchen, die für diesen Zusammenhang verantwortlich sind.
New Scientist, Online-Dienst ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel