Blaukehl-Hüttensänger sind Muttersöhnchen: Sie bleiben bei den Eltern, solange die Speisekammer bei deren Nest noch gut gefüllt ist. Die weiblichen Sprösslinge machen sich hingegen schnell selbstständig. Das haben amerikanische Forscher um Janis Dickinson herausgefunden. Ein Reichtum an Nahrungsmitteln verstärkt damit die Eltern-Kind-Beziehung. Entwicklungsgeschichtlich sei dieses Verhalten bei Vögeln wie bei Menschen eine Voraussetzung für den Zusammenhalt in der Gruppe oder Familie.
Dickinson und ihre Kollegen hatten seit dem Jahr 2001 in einem kalifornischen Schutzgebiet die Brutterritorien des Blaukehl-Hüttensängers und dortige Mistelvorkommen katalogisiert. Die Nistplätze der Vögel befanden sich in Hohlräumen von Eichen, in Nistkästen oder innerhalb von Misteln. Sodann entfernten die Forscher den Mistelbewuchs in 13 Territorien zur Hälfe. Die meisten männlichen Jungvögel verließen daraufhin ihre Eltern noch vor dem Winter, während die Muttersöhnchen in den Territorien mit gefüllter Speisekammer bei den Eltern verweilten.
Die männlichen Jungvögel bleiben allerdings nicht nur wegen des Nahrungswohlstands zu Hause. Sie werden von ihren Müttern in der Vogelgruppe auch bevorzugt behandelt. Allerdings hält diese Bevorzugung den Nachwuchs nicht von der Nestflucht in kargen Zeiten ab. „Der Reichtum an Ressourcen führt also zu einer anhaltenden Beziehung von Eltern und Nachwuchs und ist damit Voraussetzung für ein kooperatives Zusammenleben“, sagt Dickinson.
Janis Dickinson (Universität von Kalifornien, Berkeley): Pressemitteilung der Universität von Kalifornien, Berkeley ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer