In einer unauffälligen Staubwolke haben Astronomen um Phil Myers vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics einen Stern entdeckt, der mitten im Geburtsvorgang steckt. Womöglich handelt es sich allerdings um eine Fehlgeburt: Bislang ist das Objekt erst 25-mal so schwer wie der Riesenplanet Jupiter. Es könnte sich daher auch zu einem Braunen Zwerg entwickeln.
„Der rätselhafteste Teil der Sternenentstehung ist der Moment der Geburt“, sagt Myers. „Um herauszufinden, was passiert, muss man sehr junge Systeme beobachten.“ Die 600 Lichtjahre entfernte Staubwolke L1014 im Sternbild Cygnus (der Schwan) ist nach kosmischen Maßstäben blutjung: Sie dürfte erst 10.000 bis 100.000 Jahre alt sein. Mithilfe des Weltraumteleskops
Spitzer und des Submillimeter Arrays auf Hawai gelang den Forschern ein Blick ins Innere der Wolke, die bislang als frei von Sternen galt. Zu ihrer Überraschung entdeckten sie dort ein schwaches infrarotes Glimmen. Die Leuchtkraft des Objekts ist nur ein Zwanzigstel so groß wie die der Sonne. Das Licht wird an den Teilchen der Staubwolke gestreut, so dass das Objekt von einem leuchtenden Nebel umgeben zu sein scheint.
Die Zukunft des himmlischen Babys steht in den Sternen: Die Forscher können nicht sagen, ob es noch genug Material ansaugen wird, um sich zu einem voll ausgewachsenen Stern zu entwickeln oder ob es als schwach leuchtender brauner Zwerg enden wird. Die Geburtswehen scheinen jedenfalls relativ schwach zu sein: Das Objekt in der Wolke L1014 schleudert nur ein Zehntel so viel Material nach außen wie andere frisch geboren Sterne.
Ute Kehse