Um die Kraftübertragung an der Klaue zu simulieren und zu testen, ob die beachtlichen Krallen einer solchen Belastung überhaupt standhalten konnten, entwarf das Team um Manning ein Robotermodell: Das künstliche Bein, das mithilfe von hydraulischen Stempeln bewegt werden konnte, war etwa 50 Zentimeter hoch und glich damit dem Bein eines etwa zwei Meter langen Velociraptors. Auf den Aufbau der Klaue legten die Wissenschaftler besonders viel Wert: Sie bauten das Konstruktionsprinzip der Klauen von Vögeln und Reptilien nach, wobei der Knochen durch Aluminium und das Keratin des Nagels durch eine Mischung aus Karbonfasern, Kevlar und Epoxidharz ersetzt wurde. Anschließend ließen sie das künstliche Bein in einer simulierten Trittbewegung bei zwei verschiedenen Geschwindigkeiten auf ein Stück Schweinefleisch treffen, das in einen Rahmen eingespannt war.
Das Ergebnis: Die Kralle verursachte keinerlei Schnitt- oder Risswunden im Fleisch, sondern lediglich kleine Stichwunden mit einer maximalen Tiefe von 4 Zentimetern. Wahrscheinlich sprangen die Dinosaurier ihre Beutetiere demnach tatsächlich an ? aber nicht, um sie aufzuschlitzen, sondern um sich ähnlich wie viele Raubkatzen an ihnen festzukrallen. Die eigentlich tödlichen Wunden wurden den Tieren dann mit den rasiermesserscharfen Zähnen beigebracht, vermuten die Forscher. Die starke Krümmung der Klauen lege außerdem nahe, dass sie als eine Art Steigeisen beim Erklettern von Bäumen gedient haben könnten.