Aus dieser Ungleichheit der Geschlechter müsste theoretisch ein unlösbarer Konflikt im Paarungsverhalten der Schnecken erwachsen, weil beide Partner anstreben, die weibliche Rolle zu übernehmen. Dieses Dilemma kann jedoch umgangen werden, wenn beide Parteien bei der Paarung Sperma austauschen. Wissenschaftler stellten deshalb schon vor 20 Jahren die Theorie auf, dass der Handel mit Sperma bei Zwittern auf Gegenseitigkeit beruht. Nun ist es Nils Anthes und seinen Kollegen erstmals gelungen, diese These zu belegen.
Die Forscher beobachteten das Paarungsverhalten von mehr als 200 Meeresschnecken der Art C. hirundinina. Sie hatten allerdings bei 50 Schnecken die Spermaproduktion unterbunden, so dass die Tiere zwar zu einer Erektion, aber nicht zur Ejakulation in der Lage waren. Wenn sich diese Schnecken nun mit normalen Partnern zu paaren versuchten, brachen die gesunden Schnecken den Geschlechtsverkehr häufig vorzeitig ab. Die Wissenschaftler schließen aus diesem Verhalten, dass die Schnecken im Austausch für das eigene Sperma auf einer Spermagabe des Partners bestehen ? bleibt diese aus, so beenden sie die Paarung. Den Forschern zufolge zeigt das Verhalten der Meeresschnecke, wie Zwitter ihre Investition in die Fortpflanzung optimieren, indem sie dem simplen Prinzip der Gegenseitigkeit folgen.