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Was Atombombentests mit Zähnen zu tun haben

Technik|Digitales

Was Atombombentests mit Zähnen zu tun haben
Ein schwedisch-amerikanisches Forscherteam hat eine neue Methode zur Alterbestimmung von Leichen entwickelt. Sie nutzt die Anreicherung des radioaktiven Kohlenstoffisotops C14 im Zahnschmelz. Durch die Atombombentests in den Jahren 1955 bis 1963 gelangte eine enorme Menge dieses Isotops in die Atmosphäre und verteilte sich gleichmäßig. Es reagiert dort mit Sauerstoff zu Kohlendioxid, das von Pflanzen aufgenommen wird und so in den Nahrungskreislauf kommt. Im Menschen wird es bei der Bildung von Zähnen in den Zahnschmelz aufgenommen. Die Forscher konnten anhand des C14-Gehalts des Zahnschmelzes das Alter von Leichen bis auf 1,6 Jahre genau bestimmen.

Bei der Methode wird der C14-Gehalt mit einem Beschleuniger-Massenspektrometer untersucht, das die C14-Atome von den anderen Kohlenstoffisotopen trennt und ihre Anzahl bestimmt. Mithilfe einer Vergleichskurve, die den stetigen Abbau des C14 widerspiegelt, kann das Jahr der Zahnschmelzbildung und durch Rückrechnen das Geburtsjahr bestimmt werden. Da die Bildung von Zahnschmelz mit dem 12. Lebensjahr abgeschlossen ist, kann nur das Alter von Menschen bestimmt werden, die nach 1942 geboren wurden. Die Genauigkeit der Methode hängt davon ab, wie präzise der C14-Gehalt bestimmt wird und wie genau der Verlauf der Zahnbildung eingeschätzt werden kann. Daher sollten immer mehrere Zähne getestet werden.

Die Wissenschaftler wollen ihre Methode nun noch mit einer höheren Stichprobenzahl und an weiteren Orten überprüfen, bevor sie für die Forensik genutzt werden kann. Auch wenn die Atombombentests vor über 40 Jahren stattfanden, befindet sich immer noch eine erhöhte C14-Konzentration in der Atmosphäre, so dass diese Methode der Alterbestimmung noch viele Jahre lang verwendet werden kann.

Kirsty Spalding (Nobel-Institut für Medizin, Stockholm) et al.: Nature, Bd. 437, S.333

ddp/wissenschaft.de ? Eva Maria Marquart
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