Ein Beispiel: Jemandem wird ein Glücksspiel angeboten. Mit einem Münzwurf soll entschieden werden, ob er 1000 ? bekommt oder 1000 ? bezahlen muss. Eine Spielernatur wird sich vielleicht auf diese Bedingungen einlassen, ein vorsichtiger Mensch eher nicht. Bietet man dem Vorsichtigen aber stattdessen als möglichen Gewinn 10.000 ? an ? bei unverändertem möglichem Verlust von 1000 ? und unveränderter Gewinnchance von 50 Prozent ? dann wird er das Spiel aufgrund seiner persönlichen Kosten-Nutzen-Analyse vielleicht doch wagen.
In den vergangenen Jahren haben Wirtschaftswissenschaftler zunehmend Zweifel daran geäußert, dass das Risikoverhalten eines Menschen unabhängig von den infrage stehenden Geldbeträgen durch eine einzige Nutzenfunktion beschrieben werden kann. Für die von den Forschern untersuchten 515 Kandidaten von „Wer wird Millionär?“ ist das jedoch der Fall: Die Kandidaten verhielten sich genauso, wie es die Theorie vorhersagt.
Außerdem ergab die Analyse der Wirtschaftswissenschaftler, dass der Publikumsjoker für die Spieler so wertvoll ist wie der Telefonjoker und der Fifty-Fifty-Joker zusammen. Die beiden letzten liegen etwa gleichauf.
Aus Untersuchungen wie der vorliegenden erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über viele verschiedenartige Bereiche, bei denen menschliches Risikoverhalten eine Rolle spielt. Dazu gehören beispielsweise die Frage nach der Investitionsbereitschaft an der Börse oder der Wunsch nach Sicherheit durch den Abschluss einer Versicherung.
Originalarbeit der Forscher: Roger Hartley, Gauthier Lanot, Ian Walker, „Who Really Wants to be a Millionaire? Estimates of Risk Aversion from Gameshow Data“