Die insgesamt 267 neuen Bilder, die das Hubble-Teleskop während einer neunstündigen Beobachtung aufgenommen hat, deuten nun jedoch in eine andere Richtung: Die praktisch vollkommen runde Form von Ceres, die nur an den Polen eine leichte Abflachung aufweist, ist nach Ansicht der Astronomen ein deutlicher Hinweis auf einen planetenähnlichen Aufbau. Der Kern des Asteroiden besteht dabei aus einem dichteren, steinigen Material, während Mantel und Kruste aus leichteren Mineralien zusammengesetzt sind. Die Wissenschaftler vermuten, dass bis zu einem Viertel des Mantels aus Wassereis besteht. Die Menge darin enthaltenen Süßwassers wäre demnach etwa fünfmal so groß wie die gesamten Süßwasservorräte auf der Erde, schätzt Joel Parker, einer der Autoren.
Nach Ansicht von Lucy McFadden handelt es sich bei Ceres um eine Art Planetenembryo: Die gewaltige Schwerkraft des benachbarten Jupiters habe wahrscheinlich verhindert, dass der kleine Planetoid während seiner Entstehung vor etwa vier Milliarden Jahren genügend Material ergattern konnte, um zu einem voll ausgewachsenen Planeten zu werden. Einen noch genaueren Blick auf Ceres und damit mehr Informationen über seinen ungewöhnlichen Aufbau erhoffen sich die Astronomen von der Dawn-Mission der Nasa, die im Jahr 2015 Ceres und seinen Schwesterasteroiden Vesta untersuchen soll.
Lucy McFadden (Universität von Maryland, College Park) et al.: Nature, Bd. 437, S. 223