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Kreative Egozentriker

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Kreative Egozentriker
Auffälliges und unsoziales Verhalten geht häufig mit großer Kreativität einher. Das haben amerikanische Psychologen in einer Studie entdeckt, in der sie die Fähigkeit zum kreativen Denken bei psychisch gesunden Probanden und so genannten schizotypen Persönlichkeiten untersuchten. Die schizotypen Teilnehmer, die sich durch merkwürdiges Benehmen und eine ungewöhnliche Sprachwahl auszeichnen, gelangten dabei häufig zu deutlich kreativeren Lösungen als die gesunden Probanden. Ursache dieser gesteigerten Kreativität ist nach Ansicht der Wissenschaftler, dass schizotype Menschen ihre rechte Gehirnhälfte intensiver nutzen als der Durchschnittsmensch.

Menschen mit einer schizotypen Persönlichkeitsstörung wirken häufig sehr exzentrisch auf ihre Umgebung: Sie sind unnahbar, humorlos, tragen unangepasste Kleidung und sind sorgsam darauf bedacht, immer auf Distanz zu bleiben. Oft sind sie ängstlich und verunsichert, dabei aber gleichzeitig misstrauisch und reizbar. Trotz dieser Verhaltensweisen leiden die Betroffen nicht unter klassischen Psychosen oder gar einer echten Schizophrenie, bei der häufig die gesamte Persönlichkeit den Bezug zur Realität verliert. Bereits früher gab es Hinweise darauf, dass Menschen mit schizotypen Zügen kreativer sind als andere. So waren nach Ansicht von Experten beispielsweise viele für ihre Kreativität berühmte Menschen schizotype Persönlichkeiten, darunter Vincent van Gogh, Albert Einstein oder Isaac Newton.

Um diesen Zusammenhang genauer zu untersuchen, ließen Bradley Folley und Sohee Park psychisch unauffällige Probanden und schizotype Aufgaben zum kreativen Denken lösen. Dabei sollten sich die Probanden unter anderem alternative Verwendungsmöglichkeiten von Haushaltsgeräten wie Nähgarn, Zahnbürsten oder Essbesteck ausdenken. Gleichzeitig bestimmten die Psychologen den Blutfluss und damit die Aktivität im Gehirn der Testteilnehmer.

Die schizotypen Probanden schnitten bei den Kreativitätstests deutlich besser ab als die Kontrollgruppe, ergab die Auswertung. Zwar nutzten alle Teilnehmer für die Lösung der gestellten Aufgaben beide Gehirnhälften, doch war die Aktivität der rechten Hemisphäre bei den schizotypen Probanden sehr viel stärker ausgeprägt. Diese Hirnhälfte ist nach den Ergebnissen früherer Studien dafür zuständig, neue Assoziationen zu bilden. Der intensivere Zugriff auf diese Ressourcen könnte demnach erklären, warum die schizotypen Probanden schneller neue Lösungen entwickeln, so die Forscher. Gleichzeitig sei genau diese fehlende Spezialisierung der beiden Hirnhälften in anderen Bereichen von Nachteil für den Betroffenen.

Bradley Folley, Sohee Park (Vanderbilt-Universität, Nashville): Schizophrenia Research, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.schres.2005.06.016

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