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Warum Menschen vergangene Zeiträume falsch einschätzen

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Warum Menschen vergangene Zeiträume falsch einschätzen
Logische Zusammenhänge und inhaltliche Bezüge beeinflussen die Zeitskala, auf der Menschen vergangene Ereignisse einordnen. Scheint ein bestimmter Vorfall im Rückblick beispielsweise die direkte Folge eines anderen zu sein, rücken die beiden Vorkommnisse in der Vorstellung zeitlich näher zusammen. Ist dagegen kein ursächlicher Zusammenhang erkennbar, überschätzen viele Menschen den Zeitraum, der zwischen den Ereignissen vergangen ist. Das haben amerikanische Psychologen bei Tests mit insgesamt 124 Freiwilligen nachgewiesen. Sie vermuten, dass diese Verzerrung des Zeitgefühls auch beeinflusst, wie der Zeitaufwand für zukünftige Vorhaben eingeschätzt wird.

Die Wissenschaftler ließen ihre Probanden bei verschiedenen Paaren von Ereignissen schätzen, wie viele Jahre zwischen den beiden Vorfällen vergangen waren. Zwischen einigen dieser Paare gab es einen offensichtlichen, logischen Bezug, während andere völlig willkürlich ausgewählt waren. Ein Paar mit inhaltlichem Zusammenhang war dabei beispielsweise der Start des allerersten Satelliten Sputnik und der erste Mensch auf dem Mond. Ein Paar ohne erkennbaren Bezug war hingegen der Sputnikstart und das Musikfestival in Woodstock.

Die Probanden hielten den Zeitraum zwischen zwei inhaltlich zusammenhängenden Ereignissen grundsätzlich für kürzer als den zwischen Vorfällen ohne einen solchen Zusammenhang. So glaubten sie beispielsweise, dass der Sputnikstart und die erste Mondlandung schneller aufeinander folgten als der Satellitenstart und Woodstock ? obwohl beide Ereignisse im gleichen Jahr stattfanden. Den gleichen Effekt erzielten die Wissenschaftler auch dann, wenn die Probanden den inhaltlichen Zusammenhang gar nicht selber erkannten, sondern lediglich darüber informiert wurden, ein Experte hätte einen solchen Bezug zwischen zwei Vorfällen entdeckt.

Den umgekehrten Effekt kennen Psychologen schon länger: Folgen zwei Ereignisse sehr schnell hintereinander, vermuten Beobachter sehr viel häufiger einen logischen Bezug zwischen ihnen als wenn mehr Zeit dazwischen liegt. Mit der Studie sei jedoch zum ersten Mal nachgewiesen, dass ein kausaler Zusammenhang auch umgekehrt das Zeitgefühl beeinflussen kann, schreiben die Wissenschaftler. Diese subjektive Wahrnehmung der Zeitskala vergangener Ereignisse könnte ihrer Ansicht nach auch der Grund dafür sein, warum viele Menschen den Zeitaufwand für geplante Tätigkeiten oder kommende Ereignisse vollkommen falsch einschätzen.

David Faro et al. (Universität von Chicago): Psychological Science, Bd. 16, Nr. 9, S. 673

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