Die Forscher um Hiller konnten nun anhand der Skelettfunde auf der schottischen Insel South Uist nachweisen, dass es auch dort eine Konservierungstechnik gegeben haben muss. Die Verstorbenen ? eine Frau, ein Mann und ein etwa dreijähriges Mädchen ? wurden erst einige Jahrhunderte nach ihrem Ableben vergraben, stellten die Wissenschaftler fest. Obwohl keine mumifizierten Körperteile gefunden wurden, deutet die Lage der Skelette auf eine konservierende Behandlung nach dem Tod hin: Die Erwachsenen wurden mit angezogenen Beinen aufgefunden ? eine Körperhaltung, die auch für in Peru gefundene Mumien charakteristisch ist. „Die Toten müssen zusammen gebunden worden sein, denn man kann einen Körper normalerweise nicht so biegen?, erklären die Forscher.
Die Verstorbenen wurden anschließend wahrscheinlich einige Monate lang in ein Torfmoor gelegt, vermuten die Wissenschaftler. Diese Zeitspanne war gerade lang genug, damit das weiche Gewebe zerstört wurde, Sehnen und Bänder aber intakt blieben. Ein weiterer Hinweis auf eine Lagerung im Moor ist der durch die Säure entstandene Entzug von Mineralien in den äusseren drei Millimetern der Knochen.
Bislang waren Hinweise auf eine Mumifizierung auf trockene oder eiskalte Gebiete beschränkt, in denen Weichteile gut erhalten bleiben. Die Forscher konnten nun das Vorhandensein einer Mumifizierungstechnik auch in gemäßigten Zonen nachweisen, in denen Weichteile normalerweise nicht überdauern können. Die Funde in Schottland sind bislang die einzigen Beispiele für eine absichtlich herbeigeführte Mumifizierung in Europa.
New Scientist, 3. September, S. 15
Originalarbeit der Forscher: Mike Parker Pearson (Universität von Sheffield) et al., Antiquity, Bd. 79, S. 529